Scheuch wird vorgeworfen, dass er drei Runen, die auch von Nazi-Organisation verwendet worden sind, auf einem Holztor zum Eingang eines seiner Grundstücke eingefräst hat. Seit 2020 ermittelt die Staatsanwaltschaft. Ins Rollen hatte den Fall eine Anzeige von Olga Voglauer, Grüne-Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl in Kärnten, gebracht.
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Unklar war, wer die Runen eingefräst hatte. Denn das Tor befindet sich frei zugänglich neben einem öffentlichen Radweg. 2021 wurden die Ermittlungen gegen einen weiteren Ex-Politiker aus Beweisgründen schließlich eingestellt.
Gutachter-Streit
Warum sich die Entscheidung über eine Anklage so lange zog? Weil ein regelrechter Gutachter-Streit über die Runen ausgebrochen war. Die Staatsanwaltschaft bestellte schließlich einen Gutachter, der eine Expertise über die Runen im historischen Kontext erstellte.
Bei den Zeichen, ursprünglich Schriftzeichen der Germanen, soll es sich um folgende drei handeln: Die "Wolfsangel" wurde in der Hitler-Jugend und von einer Panzerdivision der SS verwendet. Die Sig- oder Siegrune war als doppelte Rune das Abzeichen der SS. Und die Odal-Rune symbolisiert ererbten Besitz, war in der Nazi-Diktatur aber auch das Emblem von SS-Verbänden.
Ex-Spitzenpolitiker
Der Akt zu dem Fall ging überdies mehrmals zwischen der Staatsanwaltschaft Klagenfurt und der Oberstaatsanwaltschaft Graz hin und her, ehe aus der Steiermark grünes Licht für die Anklage gegeben wurde.
Eine Anfrage des KURIERS an Scheuchs Anwalt, Christian Leyroutz, wie sich sein Mandant verantwortet, blieb vor Verhandlungsbeginn zunächst unbeantwortet. Kurt Scheuch galt in der Kärntner Landespolitik jahrelang als fixe Größe. Bis 2013 war er Landeshauptmann-Stellvertreter und Parteiobmann der Freiheitlichen in Kärnten. Bereits damals polarisierte Scheuch.
Gerüchte über politisches Comeback
Vielen dürfte noch ein etwa einminütiges Video Scheuchs in Erinnerung sein. Der Titel: Furchtlos. Darauf ist Scheuch mit einer Riesenschlange zwischen Textmarkern und schließlich einer Spinne zu sehen, die ihm über den nackten Rücken krabbelt. Eben jenen Rücken, den eine eigenwillig Tätowierung ziert. Ein Wolf und ein Totenkopf mit gehörntem Helm auf den ein Symbol zu sehen ist.
Vor der heurigen Landtagswahl in Kärnten waren sogar Gerüchte über ein mögliches politisches Comeback der Scheuch-Brüder aufgetaucht. Nicht zuletzt wegen einer engen Freundschaft, die die Scheuchs mit dem Kärntner FPÖ-Chef Erwin Angerer pflegen.
Die besagten Runen, um die es am Mittwoch im Landesgericht Klagenfurt geht, sind übrigens nicht mehr zu sehen. Die Latten im Holztor, die sie zierten, wurden mittlerweile ausgetauscht.
Bei einer Verurteilung nach dem Verbotsgesetz droht eine Freiheitsstrafe von ein bis zehn Jahren.
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