Sollte die Zeitumstellung nicht schon längst Geschichte sein?
Ja, schon 2021 hätte es soweit sein sollen. 2018 stimmte eine deutliche Mehrheit der EU-Bürger gegen den Wechsel Sommer- und Normalzeit: 84 Prozent der 4,6 Millionen Teilnehmer votierten für das Aus, die EU-Kommission erstellte einen entsprechenden Vorschlag. 2019 sprach sich auch das EU-Parlament dafür aus, die Zeitumstellung einzustellen.
Warum wird dann aber noch immer an der Uhr gedreht?
Das liegt an der Struktur der EU und an der unterschiedlichen Haltung der Mitgliedsstaaten. Jeder Staat muss für sich entscheiden, in welcher Zeitzone er sein will - dauernde Sommerzeit, dauernde Normalzeit? Darüber gibt es keine Beschlüsse. Zudem muss die Agenda im EU-Ministerrat (der Verkehrsminister) behandelt werden, dort muss es zu einer Einigung kommen, doch: Was auf die Agenda kommt, bestimmt das jeweilige Land, das die EU-Präsidentschaft inne hat. Doch dieser Punkt fand sich zuletzt im Dezember 2019 auf dieser Agenda - der Rat ging beschlusslos auseinander. Ob das 2023 wieder Thema wird, ist noch offen, die Agenda für das erste Halbjahr (unter schwedischer Präsidentschaft) wurde noch nicht veröffentlicht.
Weshalb wurde die Zeitumstellung überhaupt eingeführt?
Auslöser war die Energiekrise der 1970-er Jahre. Mehr Tageslicht sollte helfen, Strom zu sparen. Österreich beschloss die Einführung 1979, erstmals umgesetzt wurde dann 1980. In der EU ist der Wechsel zwischen Sommer- und Normalzeit seit 1996 verpflichtend. Die Idee selbst ist um einiges älter: Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der USA, schlug Ähnliches im 18. Jahrhundert vor, damals ging es darum, den Verbrauch an Kerzen zu reduzieren.
Gibt es diesen Spareffekt wirklich?
Das ist umstritten. Das Umweltbundesamt in Deutschland sieht es neutral: Die Umstellung würde keine Ersparnis bringen - aber zumindest auch keine Kosten verursachen. Denn es würde zwar im Sommer abends weniger häufig das Licht angeknipst – im Frühjahr und Herbst in der Früh allerdings mehr geheizt. Der deutsche Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) geht laut einer Analyse, die allerdings aus 2010 stammt, von "verschwindend geringen Stromersparnissen" in Privathaushalten aus.
Wann wird umgestellt?
Zumindest das ist genau geregelt. Die Sommerzeit beginnt am letzten Sonntag im März, und zwar überspringt der Uhrzeiger eine Stunde: Um zwei Uhr wird auf drei Uhr vorgedreht. Am letzten Oktobersonntag geht es genau umgekehrt, die Zeiger springen von drei Uhr auf zwei Uhr zurück, das ist die Normalzeit. Dafür gibt es auch einige Eselsbrücken wie "Schani, trag den Garten raus" (Sommerzeit, Schanigartenzeit, die Tische stehen vor der Tür - die Zeiger werden vorgestellt).
Hat das Folgen für Menschen oder Tiere?
Mediziner sagen, die Zeitumstellung wirke wie ein Mini-Jetlag. Müdigkeit, Konzentrationsschwieirgkeiten und leichte Reizbarkeit könnten sich bei Menschen als Folgen ergeben. Es könne bis zu 14 Tage dauern, bis sich der Körper auf den neuen Rhythmus eingestellt habe. Haus- wie Nutztiere geraten ebenfalls außer Takt: Aus der Landwirtschaft ist beispielsweise bekannt, dass Kühe rund eine Woche nach der Umstellung weniger Milch geben als gewohnt.
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