Eine Frau erzählt: "Ich habe mich in einen Betrüger verliebt"

Ein zerbrochener, roter Herzlutscher liegt auf einem türkisfarbenen Hintergrund.
Carola Wöhrer wurde die große Liebe versprochen. Am Ende war sie alleine und um 8.500 Euro ärmer.

Carola Wöhrer ist sauer. Die Wienerin sitzt an ihrem Schreibtisch, vor ihr ein dicker Ordner voller Dokumente. Es sind die Überbleibsel einer Liebe, die keine war.

Die Angestellte wurde Opfer eines Liebesbetrügers. Ernst F. (Name von der Redaktion geändert) brachte die Witwe um 8.500 Euro. Anders als die meisten Opfer von Liebesbetrug will Carola Wöhrer aber nicht schweigen, sondern sich wehren.

Polizei lehnte Anzeige ab

Der erste Weg führte die Wienerin zur Polizei. „Ich wollte eine Anzeige machen. Leider wurde ich bei der Polizeiinspektion aber von einem jungen Beamten abgewimmelt. Er hat gemeint, dass es sich nicht um Betrug handelt“, sagt Wöhrer im KURIER-Gespräch. Auf Anfrage bei der Wiener Polizei heißt es, man müsse den Fall überprüfen. Prinzipiell handle es sich in so einem Fall aber zweifelsohne um Betrug.

Eine lächelnde Frau sitzt mit einer weiteren Person an einem Tisch im Freien.

Ein Bild aus schönen Tagen. Ernst F. traf sich etwa einmal pro Woche mit Carola Wöhrer.

Anders als in einem Großteil der Fälle von Love Scamming – so wird Liebesbetrug international genannt – lernte Carola Wöhrer Ernst F. nicht im Internet kennen. Die erste Begegnung gab es im Frühling vergangenen Jahres. Ein Freund stellte Wöhrer dem Niederösterreicher vor. Schnell kamen sich die beiden vor allem über WhatsApp-Nachrichten näher und schon folgte auch die erste Forderung nach Geld.

Selbstmord-Drohungen

Es waren fadenscheinige Gründe, die Ernst F. Wöhrer auftischte. Zum Beispiel: Sein Auto sei kaputt. Per WhatsApp kamen verzweifelt klingende Nachrichten. Das geborgte Geld würde Wöhrer auf jeden Fall bald zurückbekommen. Also zahlte Wöhrer. Doch die versprochene Rückzahlung blieb aus. Dafür drehte sich die Spirale mit der Bitte um Geld und den Zahlungen immer schneller und schneller. Wenn die Wienerin nicht überweisen wollte, drohte F. mit Selbstmord.

Eine Zeichnung mit dem Text „You are my sunshine“ und einer Person mit verdeckten Augen.

Als die Wienerin noch verliebt war, malte sie ein Bild von Ernst F. Er war ihr Sonnenschein.

„Er hat immer vorgegeben, dass er mich liebt und hat dann aber bei anderen abgestritten, dass wir zusammen sind“, sagt Wöhrer. Gesehen haben die beiden einander laut Wöhrer einmal in der Woche. Die „Beziehung“ endete nach einem gemeinsamen Aufenthalt in der Therme Bad Tatzmannsdorf im Burgenland. Für den Kurzurlaub des Paares bezahlte natürlich Wöhrer alleine.

Eine Frau sitzt an einem Tisch und blättert in einem Ordner mit Fotos.

Wöhrer sammelte alle Dokumente, die den Betrug belegen sollen.

Kein klassischer Fall Ein klassischer Love Scam liegt in diesem Fall nicht vor, wie Vincenz Kriegs-Au vom Bundeskriminalamt erklärt: „Es ist eher selten, dass es ein wahres Gegenüber gibt. Meistens läuft der Betrug übers Internet. Die Fotos von den angeblichen Männern oder Frauen sind von verschiedenen Websites gestohlen. Der Arzt oder Soldat aus den USA sitzt in Wirklichkeit irgendwo in Indien oder Afrika oder sonst wo.“

In solchen Fällen sei es fast unmöglich, den Betrügern auf die Spur zu kommen. Im Fall von Wöhrer müsste es aber ein Leichtes sein, Anzeige zu erstatten. „Wenn der Polizist keine Anzeige aufnimmt, dann ist das Amtsmissbrauch“, sagt Kriegs-Au.

"Irrsinnig hohe Dunkelziffer"

Laut Kriegs-Au, ist die Dunkelziffer von Love Scamming-Opfern „irrsinnig hoch“. Genaue Zahlen gibt es keine, die Polizei wertet in ihren Statistiken nicht aus, um welche Art von Betrug es sich nach einer Anzeige handelt.

Abgesehen davon würde sich ein Großteil der Betrogenen schämen, weil sie auf einen Liebesbetrug hereingefallen sind. Carola Wöhrer weiß das. Sie ist Mitglied in einer der vielen Selbsthilfegruppen, die es im Internet gibt – und sie will weiter gegen Liebesbetrüger kämpfen.

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