Dschihadisten-Prozess: Angeklagte sah sich als "Moschee-süchtig"

Tief in die Geschichte einer Familie taucht der Dschihadisten-Prozess gegen sechs Tschetschenen Mittwoch in Graz ein. Unter den Angeklagten ist eine Frau, die ihren Mann in Syrien beim Kampf für den IS verloren hat.
Die Mutter dreier kleiner Kinder sucht Trost im Glauben. Sie geht just in die Moschee, in der jener Mann predigt, der ihren Mann für den Dschihad rekrutiert haben soll. Sie selbst soll dann ebenfalls Gefallen am Terrorregime gezeigt haben, so der Staatsanwalt.
Neben ihr sitzen ihre Mutter und ihre Schwester auf der Anklagebank. Die junge Frau soll die eigene Schwester auf Geheiß der Mutter angezeigt haben. So kam die Anklage gegen die Witwe überhaupt erst in Gang. Doch weil die Frauen später ihre Aussagen änderten, sitzen sie nun wegen Falschaussage vor Gericht. Im Prozess wollen aber alle drei Frauen nicht mehr reden, das Gericht verliest, was sie zur Polizei gesagt haben. "Ich war richtig Moschee-süchtig", gestand die Witwe demnach ein. "Der Imam kann sehr schön sprechen. Man kann es mit einer Spinne im Netz vergleichen." Der Imam, ein 42-jähriger Tschetschene, ist angeklagt, weil er mehrere Männer nach Syrien geschickt und dafür Geld kassiert haben soll. Das habe er nie getan, entrüstet er sich. "Das ist ein Wahnsinn."
Der Prozess wird Freitag fortgesetzt.
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