Die Angst vor der ersten Kälte
Der Winter steht vor der Tür. Und es gibt oft harte Winter in Südosteuropa. In Serbien und Bosnien wurden im Mai 2104 ganze Landstriche meterhoch unter Wasser gesetzt. Die Save und ihre Nebenflüsse haben Ortschaften und Städte mehrere Meter hoch überflutet.
Das Wasser ist längst weg, doch die Häuser sind nach wie vor feucht. Der verregnete Sommer hat ein Austrocknen der Wände nicht zugelassen. Menschen, die durch das Hochwasser alles verloren haben, zittern jetzt vor der bevorstehenden Kälteperiode. Öfen und Heizmaterial sind gefordert, ehe der erste Wintereinbruch kommt.
KURIER Aid Austria (KAA) unterstützt die Flutopfer seit mehreren Monaten. Mehr als 400.000 Euro – Spenden der KURIER-Leserschaft und von Unternehmen – wurden bisher an Hilfsorganisationen weitergegeben. Diese Woche konnten sich die Partner der Aktion – Rotes Kreuz (vertreten durch Präsident Gerald Schöpfer), Caritas (Präsident Michael Landau), Raiffeisen (Obmann Erwin Hameseder), die österreichische Bauwirtschaft (WKÖ-Bau-Geschäftsführer Manfred Katzenschlager) und der KURIER (Herausgeber Helmut Brandstätter) – von den Fortschritten beim Wiederaufbau selbst ein Bild machen.
Begleitet von Außenminister Sebastian Kurz, der Botschafter der Südosteuropa-Hilfe von KAA ist, war die KAA-Delegation im serbischen Hochwasser-Gebiet unterwegs. "Alles stand unter Wasser", sagt der 89-jährige Predrag Mojić, der mit seiner Frau in Šabac etwa 50 Kilometer westlich von Belgrad lebt. Die beiden sind Selbstversorger. "Wir haben durch das Wasser alles verloren, was wir angebaut hatten." Die Caritas Österreich konnte die ärgste Not des betagten Ehepaars mit KAA-Geldern lindern. Jetzt hilft die Caritas gemeinsam mit ihrer serbischen Schwester-Organisation, die Mojic’ zu betreuen. "Mit dem Bürgermeister haben wir besprochen, die Hauskrankenpflege und die Betreuung älterer Menschen auszubauen", sagte Caritas-Chef Michael Landau.
Wenige Meter weiter lebt Miroslav Kovačević mit seiner Mutter. "Wir konnten nichts retten. Aber wir leben, wir geben unser Bestes, wir sind vitale Menschen." Im Haus sind Renovierungsarbeiten im Gang, ein Freund verputzt eine Mauer, die Mutter schrubbt die Böden. Die Caritas unterstützt die Familie bei den Renovierungsarbeiten. Es wird finanzielle Hilfe für Baumaterial, Böden, Wandfarbe sowie Dienstleistungen gewährt. "Die Hilfsaktion von KURIER Aid Austria ist ein Symbol, wie die Zusammenarbeit funktioniert, um auch im Ausland zu helfen", bedankt sich Außenminister Kurz bei den Initiatoren und zahlreichen Spendern.
"Wir haben hier vier Unternehmen mit 3000 Beschäftigten", bekundet auch Raiffeisen-Obmann Hameseder Interesse an der Hilfe in Serbien. "Noch dazu, weil wir in Österreich wissen, wie verheerend Hochwasser sein kann."
"Der KURIER wird die Aktion weiter unterstützen", erklärte KURIER-Herausgeber Helmut Brandstätter. "Unser Haus hat eine große soziale Tradition."
Bei einem Treffen mit dem serbischen Ministerpräsidenten Aleksandar Vučić bedankt sich dieser für die zahlreichen Spenden aus Österreich, die zum Wiederaufbau nach der Flut-Katastrophe beitragen. "Österreich ist nach den Vereinigten Arabischen Emiraten und Norwegen jenes Land, das uns am meisten unterstützt hat."
Spenden-Aufruf
Um weitere Hilfe zu ermöglichen, vor allem um Heizmaterial für den bevorstehenden Winter zu beschaffen, werden nach wie vor Spenden benötigt. Details dazu erfahren Sie unten links.
Am Montag im KURIER: Wie das Rote Kreuz mit KAA-Mitteln in Bosnien hilft.
„Die Wasserrettung des serbischen Roten Kreuzes war während des Hochwassers rund um die Uhr im Einsatz“, sagt Wolfgang Klug vom österreichischen Roten Kreuz. „Es ist ein kleines Team, aber sehr professionell aufgestellt.“
Die Delegation von KURIER Aid Austria konnte sich bei einer Einsatzübung auf der Save im serbischen Šabac diese Woche ein Bild von der Professionalität der hauptberuflichen und freiwilligen Helfer machen. „Es geht um lebensrettende Maßnahmen, wie Bergungen aus dem Hochwassergebiet oder Evakuierung von gefluteten Gebieten“, erklärt Klug. Das serbische Rote Kreuz ist zu dem für die psychologische Erstbetreuung, temporäre Notunterkünfte und vieles mehr verantwortlich.
Die Schwestergesellschaft aus Österreich versucht, die serbischen Kollegen in ihrer Arbeit zu unterstützen – mit Kursen für Einsatzkräfte etwa oder mit dem Auffüllen der Katastrophenlager mit Hilfsgütern.
Wenn es auch am Einsatzwillen der RK-Mitarbeiter nicht mangelt, so fehlt es derzeit noch an Ausrüstung: Für ganz Serbien stehen der Wasserrettung nur acht Boote zur Verfügung.
Kommentare