Die alljährliche Jagd nach den Pilzjägern

Bergwacht bei Planquadrat Pilze im Einsatz
Im Grenzraum zu Italien haben Bergwächter alle Hände voll zu tun, professionellen Sammler einzubremsen.

Die Waldböden in Österreichs Bergen konnten sich im verregneten Juli regelrecht vollsaugen. Kaum gingen die Temperaturen vor eine Woche langsam wieder in die Höhe, schossen mit ihnen auch Pilze und Schwammerl auf. Sammler konnten fette Beute machen. Und haben es dabei mitunter übertrieben.

Am Kärntner Nassfeld hatte die Polizei am ersten Augustwochenende nach Hinweisen auf Verstöße gegen die Pilzverordnung des Bundeslandes ein Planquadrat eingerichtet. Sieben Strafmandate wurden dabei ausgestellt. Gegen drei Italiener hat die Exekutive hingegen Anzeige bei der Bezirkshauptmannschaft Hermagor erstattet. Sie wollten mit 45 Kilo Pilzen im Auto über die Grenze zurück in ihre Heimat. Pro Person und Tag dürfen in Kärnten freilich nur zwei Kilo gesammelt werden.

Bergwacht bei Planquadrat Pilze im Einsatz

Professionelle Sammler halten sich of auf ihren Streifzügen nicht an erlaubte Maximalmengen. 

An Hotspots auf der Lauer

„Das ist Raub an der Natur“, sagt Peter Cech von der Kärntner Bergwacht zu derartigen Beutemengen. Er leitet das Referat für Sondereinsätze. „Wir sind spezialisiert auf Schwerpunktaktionen.“ Dabei wird unter anderem in an bestimmten Hotspots gezielt Jagd nach Pilzjägern gemacht. „Wo die sind, will ich nicht sagen“, sagt Cech lachend. „Sonst haben wir noch mehr Leute dort.“

Klar ist aber, dass es überall da, wo die Grenze zu den Nachbarländern im Süden nahe ist, besonders rundgeht. Das kennt man auch in Tirol, wo ebenfalls regelmäßig professionelle Pilzsammler aus Italien durch die Wälder streifen und die Ware daheim zu Geld machen. Gerichte mit „finferli“ und „porcini“ – also Eierschwammerln und Steinpilzen – stehen in der dortigen Küche hoch im Kurs.

Ein Kilo getrocknete Steinpilze werde in Italien um 200 Euro und mehr verkauft, weiß Cech und gibt zu bedenken: „Das entspricht einer Menge von zehn Kilo frischen Pilzen. Inzwischen ist es auch zur Praxis geworden, dass Sammler die Pilze im Internet auf Handelsplattformen anbieten. Und zwar 20 Kilo und aufwärts.“ Bei Kontrollen habe man auch schon bis zu 115 Kilo Pilze in einem Auto gefunden, erzählt der Bergwächter.

Dabei gibt es auch Touristen aus dem Ausland, die ihren Aufenthalt in Kärnten mit dem Schwammerlpflücken verknüpfen „und sich so ihren Urlaub finanzieren“, erklärt Cech. Er und seine Kollegen, auch jene die autark in ihren Ortsstellen ebenfalls Kontrollen durchführen, hatten zuletzt wieder genug zu tun. „Wir haben jeden Tag mehrere Anzeigen ausgestellt“, erzählt der Bergwächter. Jeden Sommer wären es Dutzende.

„Es geht uns aber nicht um den Sammler, der einmal ein bisschen mehr Glück hatte“, stellt der Kärntner klar. Vielmehr zielt man auf jene ab, die Pilze und Schwammerl aus finanziellen Gründen regelrecht abernten und so die Natur schädigen. So kann etwa das Wurzelsystem der Pilze – die Basis für ein Nachwachsen neuer Fruchtkörper – zerstört werden, wenn mit Rechen oder anderen Geräten gefuhrwerkt wird, um sich die Arbeit zu erleichtern.

Sobald es sprießt

Die heurige Schwammerlsaison ist erneut – wie so oft in den vergangenen Jahren – eine ertragreiche. Folgen auf viel Regen hohe Temperaturen, „dann schießen die Pilze so richtig aus“, sagt Cech. Für die Bergwacht ist ein derartiger Wetterwechsel ein regelrechtes Signal, die Kontrollen zu verschärfen.

In Kärnten ist das Sammeln von Pilzen sowie der Transport nur zwischen 7 und 18 Uhr erlaubt. „Aber schon davor gehen die ersten mit vollen Säcken aus dem Wald“, weiß Cech aus Erfahrung und positioniert sich mit seinen Kollegen entsprechend auch schon am frühen Morgen.

Ihnen steht noch ein langer Sommer bevor. „Die Steinpilzsaison beginnt gerade erst“, sagt der Kärntner. Bis weit in den Herbst hinein wird gesammelt – und daher auch kontrolliert.

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