Dauerposse um Innsbrucker Brunnen ohne Reiter

Dauerposse um Innsbrucker Brunnen ohne Reiter
Das KHM in Wien verweigert seit Monaten die Rückgabe eines Reiterstandbilds an die Stadt Innsbruck

Das Pferd von Leopold V. steht auf seinen Hinterbeinen. Und dass es sich dabei nicht auch auf seinem Schwanz aufstützen muss, macht die Bronzestatue zu einer kulturhistorischen Besonderheit. Denn es ist die erste dieser Art nördlich der Alpen und ziert seit 1892 einen nach dem Erzherzog von Tirol benannten Brunnen gegenüber der Innsbrucker Hofburg.

Für den Bau des Hauses der Musik musste das beliebte Fotomotiv vorübergehend weichen. Pünktlich zur Eröffnung des Kulturbaus im vergangenen Oktober erstrahlte der Brunnen an etwas versetztem Standort in neuem Glanz. Ross und Reiter fehlen hingegen bis heute.

Dauerposse um Innsbrucker Brunnen ohne Reiter

So sollte der Brunnen eigentlich aussehen

Für die Renovierung nach Wien gebracht, verweigert das Kunsthistorische Museum (KHM) nämlich bereits seit Monaten die Rückgabe Leopolds. Der steht im Eigentum der Republik und ist formal eine Dauerleihgabe des KHM. Und dort ist man sich nun offenbar erst jetzt des Werts der Statue (zwölf Millionen Euro) bewusst geworden und will diesen vonseiten der Stadt entsprechend abgesichert wissen.

Neuer Vorschlag

Ein Haftungsstreit ist entbrannt, dessen Ende noch immer nicht absehbar ist. „Wir haben jetzt einen Brief an das KHM geschrieben, dass wir bereit sind, für Schäden von bis zu 50.000 Euro zu haften“, erklärte Bürgermeister Georg Willi (Grüne) am Montag.

Das KHM habe bisher auf den Abschluss einer Versicherung gedrängt. „Aber ich sehe nicht ein, warum wir jedes Jahr eine hohe Prämie zahlen sollen“, sagt Willi. Ihm sei in all den Jahren kein Vandalenakt auf die Sehenswürdigkeit bekannt.

Bislang gibt es auf den Innsbrucker Kompromissvorschlag noch keine Reaktion aus Wien. Die Verantwortlichen des KHM waren am Montag nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Willi verweist darauf, dass die Stadt bereits den Transport des Reiterstandbilds nach Wien und die Restaurierung der Bronzestatue bezahlt habe.

Neuer Aufputz

Die Leerstelle vor dem HDM wird in absehbarer Zeit jedenfalls nicht gefüllt. Dafür soll der wohl schönste Platz zwischen dem modernen Kulturbau, Hofburg- und Kirche und dem Landestheater in Bälde anderweitig Aufwertung erfahren.

Das Innsbrucker Architektenkollektiv columbosnext wird auf dem Areal eine Stadtraum-Skulptur errichten. Mit temporär errichteten und künstlerisch gestalteten Plattformen haben sie schon mehrfach bewiesen, wie sich der öffentliche Raum erobern lässt. So haben columbosnext etwa im Waltherpark eine Holzkonstruktion direkt an den Inn gezimmert und damit einen Platz zum Schauen und Verweilen am Fluss geschaffen.

Und auch ein verwaister Lokal-Glaskubus vor dem Landestheater, in dem schon mehrere Gastronomen gescheitert sind, soll in Bälde wieder mit Leben erfüllt werden. Die neuen Pächter wollen, wie Bürgermeister Willi berichtet, den Gastgarten ordentlich vergrößern.

Der alles andere als ansehnliche Gastro-Würfel soll auch ein neues Antlitz bekommen: „Wir haben einen Architektenwettbewerb für eine Grünfassade ausgeschrieben“, sagt der Stadtchef. Der Blick von innen auf das historische Rundum soll dabei gewahrt bleiben.

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