"Cop-Killer"-Prozess: "Kronzeuge" vernommen
Mit weiteren Zeugenbefragungen ist am Dienstag im Komitatsgericht Szeged der Mordprozess gegen den 35-jährigen gebürtigen Villacher Thomas B. fortgesetzt worden, der am 11. Oktober 2012 auf dem Heimweg von einer Offroad-Tour in Rumänien mit seinem tonnenschweren "Hummer" in der südostungarischen Ortschaft Apatfalva einen Polizisten überfahren und zu Tode gebracht hatte. Mit Ferenc M. wurde der "Kronzeuge" der Anklage vernommen, der im Vorfeld der Verhandlung noch angekündigt haben soll, er werde der Ladung nicht nachkommen und nicht aussagen.
Laut ungarischen Medienberichten soll Ferenc M. dem Gericht einen Brief geschrieben und betont haben, er würde sich "heute nicht mehr so deutlich an die Ereignisse erinnern wie nach der Straftat". Er stünde zu seinen ursprünglichen Angaben, werde aber seiner Zeugenladung nicht nachkommen. Er sei nicht nur Zeuge des Geschehens gewesen, sondern hätte der Polizei auch bei der Festnahme des Verdächtigen geholfen. Deswegen habe er vor möglichen Reaktionen von Freunden des angeklagten Mechanikers Angst, hatte der Mann avisiert.
Ferenc M. schildert Hergang
Offensichtlich waren seine Ängste am heutigen Tag verflogen. Ferenc M. stand Richter Attila Joo Rede und Antwort und erzählte, er sei erst am Ort des Geschehens gewesen, als der Thomas B. den Motorrad-Polizisten Imre K. bereits niedergestoßen und überrollt hatte. Die Fenster des "Hummer" seien geschlossen gewesen, Spuren eines Gassprays hätte er nicht wahrgenommen. Der Villacher behauptet bekanntlich, er wäre von einem zweiten Polizisten durch die geöffnete Seitenscheibe angesprüht worden, sei daraufhin "in Panik" aufs Gaspedal gestiegen und habe ungewollt den rechts vor dem Hummer positionierten Imre K. zu Boden gestoßen.
Im weiteren Verlauf seiner Befragung schilderte Ferenc M., der "Hummer"-Fahrer habe nach dem Aussteigen den zweiten Motorrad-Polizisten mit Messern angegriffen. Eine Darstellung, die der Angeklagte entschieden abstreitet. Der Beamte habe dem bewaffneten "Hummer"-Fahrer gezielt in die Hand geschossen, so der Zeuge. Der Österreicher habe dessen ungeachtet weiter "getobt". Da habe der Polizist die Pistole gegen den Kopf des 35-Jährigen gerichtet, der wiederum nach dem Lauf ge- und diesen ergriffen habe.
Messer
In dieser Situation habe er, Ferenc M., dem Polizisten die Waffe weggeschlagen und "Holt lieber Handschellen" gerufen, gab der Zeuge zu Protokoll, der von vier bis fünf Messern sprach, die er wahrgenommen hätte. Bei der Durchsuchung des Fahrers nach dessen Festnahme waren drei sichergestellt worden. Eines trug der Villacher, der beteuert, zu keinem Zeitpunkt mit einer Waffe auf die Beamten losgegangen zu sein, in einer Kette um den Hals.
Auf die Frage des Richters, ob der Angeklagte Selbstverteidigung geübt oder einen Angriff gesetzt hätte, erklärte der Zeuge, es habe sich um einen Angriff gehandelt. Die Polizei habe sich demgegenüber "korrekt verhalten".
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