Beirat für Ausbau von Vorarlbergs größtem Einkaufszentrum

Am Montagvormittag hat sich der Raumplanungsbeirat des Landes Vorarlberg mit einem Projekt befasst, dass auf breiten Widerstand stößt: dem Ausbau des Messeparks Dornbirn, schon jetzt Vorarlbergs größtem Einkaufszentrum. Es soll um über 100 Millionen Euro erweitert und modernisiert werden.
Wie der zuständige ÖVP-Landesrat Marco Tittler nach der Sitzung, die unter seine Führung stattfand, gegenüber dem KURIER berichtet, sprach sich das dreizehnköpfige Gremium mit 10:3 Stimmen für die Erweiterung aus. Allerdings mit Einschränkungen.
Wie vom Projektwerber beantragt, soll die Verkaufsfläche von derzeit 19.000 auf maximal 22.200 Quadratmeter ausgebaut werden dürfen. "Davon dürfen aber maximal 4.000 Quadratmer für den Lebensmittelhandel sein", so Tittler. Gewünscht waren 5.000 Quadratmeter.
Massive Kritik begleitet das Projekt
Es müsse zudem garantiert sein, dass neue Anbieter geholt werden. Außerdem werde empfohlen ein Verkehrs- und Mobilitätskonzept auszuarbeiten.
Das Einkaufszentrum liegt an einer für den Verkehr neuralgischen Stelle. Das ist einer der Gründe dafür, dass sich gegen den geplanten Ausbau massiver Widerstand regt. Kritiker sehen eine Gefährdung der Wirtschaft der Gemeinde-Ortszentren und fürchten mehr Verkehr.
Der Messepark wurde 1987 am Stadtrand an der heutigen Autobahnabfahrt Dornbirn-West eröffnet.
Kein weiterer Bodenverbrauch
Es werde keinen weiteren Bodenverbrauch und eine Verbesserung der Verkehrssituation geben, versprach Eigentümervertreter Guntram Drexel bei der Projektpräsentation. 2018 waren Ausbaupläne nach emotionaler Debatte gescheitert.
Nun will man Kritiker mit einem Verkehrskonzept überzeugen, ebenso mit einem Verzicht der Handelswidmung auf ebenfalls im Eigentum der Eignerfamilie stehenden Grundstücken im Umfeld des Messeparks. Die 47 Stellungnahmen im Auflageverfahren zur Erweiterung fielen Großteils negativ aus.
Bürgermeister, Wirtschaftsgemeinschaften und Händler aus den umliegenden Gemeinden fürchteten einen weiteren Kaufkraftabfluss sowie mehr Verkehr durch das auch bei Schweizer Kunden sehr beliebten Einkaufszentrum. Die Sparte Handel in der Wirtschaftskammer befürwortete zwar eine Modernisierung, will aber keine Billiganbieter und keine weiteren Lebensmittelhandelsflächen.
Wirtschaftslandesrat im Zwiespalt
Dass sich daraus ein Zwiespalt für ihn als Wirtschaftslandesrat ergibt, will Tittler nicht verhehlen. „Es gilt die Ortskerne weiter zu stärken“, sagt er. Gleichzeitig müsse sich so ein großer Betrieb wie der Messepark weiter entwickeln können. „Das muss man genau austarieren. Aber es geht auch darum, Kaufkraft in Vorarlberg zu binden.“
Die Kaufkraft in Höhe von 2,3 Milliarden Euro würde inzwischen nur noch zu 72 Prozent im Bundesland verbleiben. Abflüsse gibt es vor allem an den Online-Handel aber auch verstärkt in die Nachbarländer Schweiz und Deutschland. Was den zusätzlichen Verkehr bei einem Ausbau des Messeparks betrifft, hält Tittler die Belastung für „beherrschbar“.
Das Projekt bleibt weiter heikel. In einem Jahr wird in Vorarlberg gewählt. Gemeindevertreter des grünen ÖVP-Koalitionspartners haben sich erst vergangene Woche gegen die Expansion ausgesprochen. Für die Erweiterung braucht es auch die grüne Zustimmung der Landesregierung.
Belastungsprobe für Schwarz-Grün
„Es ist Usus, dass die Landesregierung der Empfehlung des Raumplanungsbeirats folgt“, sagt Tittler dazu. Er gehe davon aus, dass die Grünen sich daran halten, so der ÖVP-Landesrat. In der Landesregierung herrscht jedoch bei Beschlüssen kein Einstimmigkeitsprinzip. Ein Beschluss wäre also auch ohne die Grünen möglich.
"Ich muss zu Kenntnis nehmen, dass die Interessen des Messepark-Betreibers nun über jene der Vorarlberger Bevölkerung gestellt werden“, so Bernie Weber, der für die Grünen im Beirat gegen das Projekt gestimmt hat.
Das Gremium besteht aus Vertretern der Landtagsparteien, der Wirtschafts-, Arbeiter-, Architekten- und Landwirtschaftskammer sowie Fachleuten aus Raumplanung, Ökologie und Mobilität.
Widerstand aus den Kommunen
Eine weitere Gegenstimme kam aus der ÖVP. Elmar Rhomberg, Bürgermeister der Gemeinde Lauterach, der für den Gemeindeverband im Raumplanungsbeirat sitzt, hat sich ebenfalls gegen eine mögliche Erweiterung des Messeparks ausgesprochen. Aus Sicht der Regionen sei Zentralisierung ein No-Go.
2022 lag der Umsatz des Messepark bei rund 195 Millionen Euro. Mit einer Flächenproduktivität von knapp 10.300 Euro pro Quadratmeter gehört der Messepark zu den diesbezüglich besten Einkaufszentren Österreichs. Pro Tag kaufen durchschnittlich 17.600 Besucher in 65 Fachgeschäften, Gastronomie- oder Dienstleistungsbetrieben ein. Es sind rund 900 Mitarbeiter beschäftigt.
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