Aufnahme bei der Polizei: Daran scheitern die meisten Bewerber

Wenn Patrick S. (Name geändert; Anm.) über seine Bewerbung bei der Polizei spricht, wird seine Stimme lauter. Er wurde aus medizinischen Gründen abgelehnt, teilte man ihm im vergangenen Jahr mit.
Dabei arbeite er in einem Beruf, in dem er körperlich sehr gefordert sei, sagt Patrick S. „Der Grund war angeblich eine Rückenverletzung, die ich mir vor vielen Jahren zugezogen habe. Deswegen war ich beim Heer damals auch untauglich“, schildert er. In seinen Augen könne das aber heute kein Grund mehr sein, als untauglich zu gelten, ist er überzeugt. Seine Beschwerde bei der Polizei wurde abgelehnt.
11.483 Bewerbungen
Patrick S. ist einer von 1.310 Bewerbern, die aus medizinischen Gründen abgelehnt wurden. Insgesamt gab es österreichweit 11.483 Bewerbungseingänge für Aufnahmen im Jahr 2024. Die meisten davon entfielen mit 3.458 auf Wien, gefolgt von Niederösterreich mit 1.843 und der Steiermark mit 1.688 Interessierten. Einberufen wurden schließlich 3.141 Personen.
Die Zahlen stammen aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung von Nationalratsabgeordneten Hermann Brückl (FPÖ) an Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Konkret geht es dabei um die Gründe für das Scheitern beim Polizeiaufnahmeverfahren.
Was wird überprüft?
Am ersten Testtag wird die psychologische Eignungsdiagnostik sowie ein klinisch-psychiatrisches Verfahren durchgeführt. Am zweiten Testtag findet das Aufnahmegespräch sowie eine ärztliche Untersuchung statt.
32.577 Polizisten arbeiten mit Stichtag 1. März 2025 in Österreich. 25,6 Prozent davon sind Frauen.
Die meisten Ausfälle gibt es am ersten Tag: Da geht es um die psychologische Eignungsdiagnostik und das klinisch-psychiatrische Verfahren. Seitens des Innenministeriums (BMI) betonte man bei den Zahlen eine statistische Unschärfe, da nicht alle Kriterien sofort, sondern nacheinander überprüft werden.
"Statistische Aussage schwer zu treffen"
„Eine statistische Aussage zu treffen, was denn der generelle häufigste Grund eines Nicht-Schaffens der Aufnahme ist, ist demnach schwer, weil ,nur‘ zwei der Kriterien am 1. Testtag getestet werden, alle anderen erst später – und die meisten Ausfälle gibt es an diesem ersten Testtag“, erklärt ein Sprecher des BMI.
Laut parlamentarischer Anfragebeantwortung scheiterten 3.658 Bewerber an der psychologischen Eignungsdiagnostik. Dabei geht es zum Beispiel um die Frage, wie gut man Zusammenhänge erkennen kann, wie gut man sich Dinge merken kann oder ob bestimmte Persönlichkeitseigenschaften zu den Anforderungen des Berufes passen. Die zweite Hälfte des ersten Testtages besteht aus einem klinisch-psychiatrischen Verfahren. In diesem Bereich werden Aspekte der Risikobereitschaft und der Verlässlichkeit sowie mögliche Psychopathologien überprüft. An dieser Anforderung scheiterten 1.622 Interessenten.
30 Prozent scheiterten an Rechtschreibung und Grammatik
Beim Aufnahmegespräch am zweiten Testtag wurden 553 Personen abgelehnt. Ein Thema, das ebenfalls Ausschlussgrund sein kann: Rechtschreibung und Grammatik. In diesem Bereich sind rund 30 Prozent aller Personen beim Erstantritt durchgefallen. Ein vergleichsweise geringer Anteil entfiel auf Tätowierungen. Auffallend viele Ablehnungen deswegen gab es in OÖ mit 17 Fällen. Zum Vergleich: In Wien wurden nur zwölf Personen deshalb nicht zugelassen.
Dass Patrick S. höchst wahrscheinlich nie bei der Polizei arbeiten wird, hat er mittlerweile akzeptiert. „Ich verstehe es nur nicht. Ich bin danach auch noch extra zu einem Facharzt gegangen, der mir bescheinigt hat, dass ich voll belastbar bin“, erzählt er. Er wünsche sich spezifischere Tests für den Rücken bei der medizinischen Kontrolle.
Dass die Untauglichkeit beim Bundesheer vor etlichen Jahren Ausschlussgrund sein kann, weist das BMI auf Anfrage zurück. „Wir führen bei den Untersuchungen im Zuge des Aufnahmeverfahrens selbstverständlich eigene klinische Untersuchungen für jede Person durch. Häufig gibt es bei Bewerbern nicht nur einen Ausschlussgrund“, so der Sprecher. In der Bundespolizeidirektion sei ein Beschwerdemanagement etabliert worden, das auch bei Nichteignung aus medizinischen Gründen die Überprüfung durch eine Kontrollebene ermögliche.
Patrick S. hat mittlerweile einen neuen Job gefunden.
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