Schirm-Art
„Der Bestand an Trappen umfasst derzeit 31.000 bis 36.000 Individuen weltweit, das ist um ein Drittel weniger als vor 16 Jahren“, sagt Vogelschützer Rainer Raab, der aus dem Burgenland nach Usbekistan gereist war. Der Biologe setzt sich seit zwanzig Jahren für die Population im Dreiländer-Eck Österreich, Ungarn, Slowakei ein. Mit Erfolg. Wurden bei der einwöchigen Zählung 2004 auf burgenländischer Seite nur noch um die 120 Exemplare gesichtet, waren es heuer 590.
In den Jahren dazwischen schufen Landwirte durch gezielte Aussaat und seltene Mahd auf Tausenden Hektar optimale Lebensbedingungen für die Brachflächenbewohner. Zudem wurden 150 km Stromleitungen unter die Erde verlegt; die gleiche Länge mit weißen und schwarzen Kugeln bestückt, um Kollisionen vorzubeugen. „Windräder sind kein Problem. Die schwersten flugfähigen Vögel fliegen zumeist nicht so hoch“, sagt Raab, der nicht zuletzt Jäger in die Schutzmaßnahmen einbezog. Der finanzielle Aufwand für die majestätische Schirm-Art machte sich auch für Grauammer, Sumpfohreule und Zauneidechse bezahlt.
Vom Aussterben bedroht
Positive Entwicklungen wie bei den heimischen Großtrappen sind selten. Ein in Samarkand präsentierter UN-Bericht hält fest, dass die Bestände von 44 Prozent der wandernden Spezies abnehmen, 22 Prozent der 1.189 erfassten Arten sind gar vom Aussterben bedroht. Besonders schlecht steht es um die Fische, darunter Haie und Rochen. 97 Prozent der gelisteten Wanderer unter Wasser sind existenziell gefährdet.
„Angesichts der prekären Situation vieler dieser Tiere müssen wir Empfehlungen sofort und gemeinsam umsetzen,“ forderte Inger Andersen vom UN-Umweltprogramm. Denn die Ökosysteme des Planeten hingen von den Ziehern zu Land, unter Wasser und in der Luft ab. Sie bestäuben Pflanzen, transportieren wichtige Nährstoffe, bekämpfen Schädlinge und tragen zur Speicherung von Kohlenstoff bei. Der Mensch ist auf die Biodiversität angewiesen; es liegt an ihm, die Übernutzung und Verschmutzung der Natur, die Zerstörung von Lebensraum und Wanderrouten sowie den Klimawandel einzubremsen.
Gefiederte Raritäten
Für die Hindutrappe freilich könnte es schon zu spät sein. „Sie zählt zu den am meisten gefährdeten Vogelarten“, sagt Raab. Allen voran wollten daher die indischen Kollegen in Samarkand vom österreichischen Vorbild lernen. Gerade in jener Grenzregion zu Pakistan, in der die gefiederten Raritäten noch vorkommen, bedrohen neuerdings Leitungen für Strom aus erneuerbarer Energie die verbliebenen 200 Individuen.
Um die Überlebenschancen der Verwandten weltweit zu erhöhen, feilt Raab an einem Schutzprojekt von Marokko über Europa bis Asien. Für die heimischen erbittet er Abstand und Hunde nicht frei laufen zu lassen. „Denn“, so richtet der Experte aus Usbekistan aus, „Großtrappen sind sehr störungsempfindlich“.
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