Am Land gibt es mehr Dicke als in der Stadt

Eine von vier Personen in den OECD-Staaten ist adipös.
In Österreich ist die Stadt-Land-Differenz beim Gewicht besonders stark ausgeprägt.

Die Landbevölkerung hat die Natur vor der Haustür und nützt das auch aktiv. In den Städten sind hingegen reichlich bewegungsfaule Couchpotatoes zuhause. So lauten zumindest weit verbreitete Klischees.

Daher zeigen sich auch die Autoren einer internationalen Studie, an der auch Forscher der Medizin Uni Innsbruck beteiligt werden, über die Ergebnisse einer Analyse zur weltweiten Entwicklung von Übergewicht und Adipositas in der erwachsenen Bevölkerung überrascht: Nicht, wie erwartet, im urbanen, sondern im ländlichen Raum wächst die Zahl der fettleibigen Menschen stärker an.

Am Land gibt es mehr Dicke als in der Stadt

In den Städten nimmt Übergewicht weniger stark als am Land zu

Und in Österreich ist dieses Phänomen besonders stark ausgeprägt. Bei einer weltweiten Daten-Analyse wurde die Entwicklung des durchschnittlichen Body-Mass-Index ( BMI) von 1985 bis 2017 untersucht. „Österreich gehört neben Schweden, Tschechien, Irland, Australien und den USA zu jenen Industrieländern, die beim BMI eine besonders große Differenz zwischen ländlichen und städtischen Regionen aufweisen", sagt Hanno Ulmer von der Medizinischen Universität Innsbruck.

Männer legen stärker zu als Frauen

Im untersuchten Zeitraum stieg der BMI bei Österreichs Frauen, die am Land Leben von 24,3 auf 24,5 kg/m2(Anm: der Wert setzt Gewicht und Körpergröße in Relation). Bei Frauen, die in urbanen Gebieten wohnen, stieg der BMI ebenfalls an: allerdings nur von 23,3 auf 23,7 kg/m2 .

Am Land gibt es mehr Dicke als in der Stadt

Männer legen weltweit mehr Gewicht zu, als Frauen

Eine wesentlich stärkere Gewichtszunahme als bei Frauen zeigt sich hingegen bei Österreichs Männern: "Sie sind um fünf bis sechs Kilo schwerer geworden", sagt Ulmer. Der BMI von Männern am Land sei in den letzten drei Jahrzehnten von 24,7 auf 27,0 kg/m2 und in der Stadt von 24,2 auf 26,6 kg/m2 gestiegen, berichtet der Biostatistiker und Epidemiologe.

Weltweiter Trend

Die stärkere Gewichtszunahme bei Männern ist allerdings ein weltweiter Trend. Der BMI von Männern stieg mit durchschnittlich mehr als 3,1 kg/m2 in allen untersuchten Ländern stärker an, als bei Frauen, heißt es in der Studie, die im Wissenschaftsjournal Nature veröffentlicht wurde.

In den vergangenen 30 Jahren hat sich der durchschnittliche Body-Mass-Index (BMI) von Frauen und Männern weltweit um 2,1 kg/m2 erhöht. Das entspricht einer durchschnittlichen Gewichtszunahme von fünf bis sechs Kilogramm pro Person. Der ländliche Raum spielt hierbei eine besonders große Rolle.

Am Land gibt es mehr Dicke als in der Stadt

In Ländern mit niedrigen Einkommen ist die Gewichtszunahme am Land besonders ausgeprägt

In Ländern mit hohen Einkommen war der durchschnittliche Anstieg des BMI zu über 50 Prozent auf die Gewichtsentwicklung im ländlichen Raum zurückzuführen, bei Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen sogar zu über 80 Prozent.

Die Vorteile der Stadt

Weltweit gesehen, waren 1985 noch die Männer und Frauen in den Städten dicker, als jene am Land. Studienleiter Majid Ezzati vom Imperial College London spricht sich aufgrund der Ergebnisse für ein Umdenken in der Gesundheitspolitik aus. „Gesundheitspolitische Diskussionen tendieren dazu, sich auf die negativen Aspekte des Stadtlebens zu fokussieren", sagt er.

Am Land gibt es mehr Dicke als in der Stadt

Stadt und Bewegung schließen einander nicht aus

"Tatsächlich bieten Städte eine Fülle an Möglichkeiten, sich gesünder zu ernähren, sich körperlich zu betätigen und zu erholen und die Gesundheit im Allgemeinen zu verbessern. Diese Angebote sind im ländlichen Raum oft schwerer zu finden“, erklärt Ezzati, unter dessen Leitung mehr als 1.000 Wissenschafter aus aller Welt relevante Daten ausgewertet haben.

In Österreich wurden dazu unter anderem auf Daten der Stellungskommissionen des österreichischen Bundesheeres zurückgegriffen.

 

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