Akademikerball: Mehr Besucher, weniger Proteste
Der traditionell umstrittenste Termin im Wiener Ballkalender wird am 25. Jänner über die Bühne der Hofburg gehen. Der Akademikerball findet aber nicht nur in den altehrwürdigen Gemäuern statt, sondern sorgt seit Jahren auch draußen, auf der Straße, für Demonstrationen. Tausende Menschen protestierten zuletzt gegen die FPÖ und Burschenschaften.
Heuer ist es aber etwas anders. Während in den vergangenen Jahren schon Wochen vor der Veranstaltung zu Demos aufgerufen wurde, ließen sich die Organisatoren von der Offensive gegen Rechts (OGR) diesmal viel Zeit und kündigten den Protestmarsch erst knapp zwei Wochen vor dem Ball an.
Dieses Vorgehen wirkt sich offensichtlich auch auf den Akademikerball selbst aus, wie der Organisator, Udo Guggenbichler sagt: „Das wird heuer der größte Ball bisher. Der Zulauf ist in den vergangenen Jahren immer stetig gestiegen.“ Das würde daran liegen, dass die Demonstration nach einer Eskalation vor fünf Jahren ruhiger geworden ist.
Gewaltbereit
Rückblick: 2014 zogen einige Demonstranten randalierend durch die Innenstadt und richteten Schäden in der Höhe von rund 100.000 Euro an. Polizisten wurden attackiert und verletzt, es gab Festnahmen. Anschließend mussten sich Gerichte mit der Demo beschäftigen. Die Aktivisten, die teilweise extra aus dem Ausland angereist waren, sind in den vergangenen Jahren weniger geworden. Auch, weil sich die Demo-Veranstalter klar gegen Gewalt ausgesprochen haben. In diesem Punkt sind sie und Guggenbichler ausnahmsweise einer Meinung. „Ich stehe nach wie vor hinter dem Demonstrationsrecht, aber Gewalt anzuwenden, ist indiskutabel“, sagt der Ballorganisator.
Kritisch betrachten die Demo-Organisatoren naturgemäß die wachsende Teilnehmerzahl bei dem Ball. „Das ist nichts anderes als eine Feier der rechtsradikalen Europas. Dass es immer mehr Besucher gibt, liegt bestimmt auch daran, dass die FPÖ jetzt in der Regierung ist“, sagt Niklas Böck von der OGR. Welche Gäste heuer am Ball erwartet werden, will Guggenbichler nicht verraten. Auch ob FP-Vizekanzler Heinz-Christian Strache wie im vergangenen Jahr die Eröffnungsrede halten wird, bleibt vorerst ein Geheimnis.
Hoffen auf Rekord
Unbekannt bleibt vorerst auch die erwartete Teilnehmerzahl bei der Demo. Die OGR hofft aber ebenfalls auf einen Teilnehmerrekord. Schaut man auf die Facebook-Seite der Demo, kann aber angezweifelt werden, ob dem wirklich so ist. Die Beteiligung in den Foren geht quasi gen null.
Der dritte Protagonist rund um den Ball ist die Polizei. Die will noch keine Informationen über den Einsatz veröffentlichen. Man wolle die Besprechung mit den Demo-Organisatoren am Dienstag abwarten. Dann wird auch geklärt, ob die Wunschroute genehmigt wird. Starten soll der Protestmarsch am Freitag um 17 Uhr vor der Uni. Dann will man durch die City zum Stephansdom ziehen, wo eine Schlusskundgebung stattfinden soll. Ob das genehmigt wird, ist allerdings fraglich – ist der Stephansplatz doch der Ort, an dem der Protest vor fünf Jahren eskalierte.
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