Vieles würde man hier erwarten. Wanderwege, ein Sägewerk, einen Steinbruch, viele Motorradfahrer auf den kurvigen Straßen zwischen der Kalten Kuchl und Hainfeld. Das Adamstal. Links und rechts hohe waldbewachsene Hänge, auch Bären sollen früher hier gesichtet worden sein.
Einen Golfplatz erwartet man hier nicht, dabei ist er der vielleicht schönste in ganz Österreich, derzeit Austragungsort des größten internationalen Golfturniers des Landes. Die dritte Spielbahn des „Wallerbach-Kurses“, dem kleineren der beiden Plätze, heißt Bärenschlucht, weil ebendort ein Braunbär sein Habitat gefunden hatte.
Blickt man von großer Höhe von der Spielbahn hinunter auf das Green, kann man sich auch diese Szenerie durchaus ausmalen. Hier scheint die Welt stillzustehen, Natur pur.
Wer ebendort einen Golfplatz errichtet hat, pflegt und betreibt, muss sowohl in den Sport und in seine Heimat verliebt als auch ein Perfektionist sein. Franz Wittmann ist das. Der zwölffache österreichische Rallye-Staatsmeister, der auch serienweise Siege in der Europa- und einen in der Weltmeisterschaft errungen hat, ist der bislang erfolgreichste Rallyefahrer Österreichs und eben begeisterter Golfer.
Gemeinsam mit seiner Frau Rolanda betreibt der mittlerweile 73-jährige Ramsauer seit 1995 den Platz, der vom irisch-kanadischen Designer Jeff Howes in die Landschaft gepflanzt wurde. Vor wenigen Jahren wurde der Platz erweitert; er ist für konditionsschwache Spieler nur mit dem E-Cart zu bewältigen. Der höchste Punkt des Platzes liegt immerhin auf 720 Metern Seehöhe. Eine der höchsten Bahnen nennt sich „Green Monster“, eine mehr als 500 m lange Bahn in Schlangenlinien, die schon viele Golfer „verschlungen“ hat.
Jeder Grashalm mit der Nagelschere getrimmt
„Nur mit Perfektion konnte ich 79 Gesamtsiege im Rallyesport erreichen und zwölfmal Staatsmeister werden. Und nur durch Perfektion kann man so eine Qualität auf einem Gebirgsplatz erzielen“, beschreibt Wittmann seinen Drang zur Perfektion. Tatsächlich hat man den Eindruck, als würde jeder Grashalm im Adamstal mit der Nagelschere getrimmt werden.
Und weil ein Gebirgsplatz für Franz und Rolanda Wittmann nicht genug ist, wurde vor einigen Jahren auch der Platz in Schladming übernommen. Die beiden Plätze gehören zu den offiziell 16 schönsten des Landes, den sogenannten Leading Golf Courses, ein Ritterschlag in der Golfwelt.
Lage: Der Golfclub liegt in der Gemeinde Ramsau im Bezirk Lillienfeld, rund 10 Kilometer südlich von Hainfeld. Fahrzeit von der westlichen Wiener Stadtgrenze oder auch von St. Pölten: etwa 50 Minuten. 5.919 Meter ist der Hauptplatz lang. Insgesamt gibt es 28 Spielbahnen. Am 16. Loch des Championship-Platzes lag früher die Teststrecke von Rallye-Fahrer Franz Wittmann
Golf in Österreich: 119.000 Spieler sind in 157 Golfclubs registriert,so viele wie noch nie zuvor
Wer also bereits Golfer ist, für den ist der Besuch im Adamstal ohnehin Pflicht. Wer damit beginnen möchte, kann hier in der Akademie erste Trainingsstunden nehmen oder einen Platzreifekurs machen. Doch auch Nicht-Golfer sollten die Region ins Auge fassen. Das wunderbare Grün der Landschaft, die verwinkelten Schluchten und Felslandschaften laden zum Wandern und Verweilen ein, und das Restaurant im Golfklub ist ein kulinarisches Erlebnis.
Wer weiter durch das Höllental nach Reichenau fährt, erlebt eine alpine Region, wie sie in Niederösterreich nicht vermutet wird und wird mit Festspielen, Hüttengenuss (zum Beispiel auf der beliebten Speckbacherhütte, die auch mit dem Auto erreichbar ist) oder mit viel Geschichte belohnt – darunter die Villen von Karl Farkas und Gustav Mahler oder das von Adolf Loos errichtete Haus samt Restaurant und Hotel.
Das internationale Turnier im Adamstal läuft übrigens noch bis Sonntag.
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