„Wir sind bei schönstem Wetter losgesegelt und gleich am ersten Abend von einem Sturm überrascht worden. Was bezeichnend für die gesamte Mission war“, erzählt Waldner.
Ein Tiefdruckgebiet nach dem anderen sollte von da an die Frauenmannschaft, in der Waldner neben Französinnen, Spanierinnen, einer Argentinierin und einer Schweizerin, die einzige Österreicherin an Bord war, begleiten. „Wir sind ständig Slalom zwischen den Tiefdruckgebieten gesegelt. Dadurch haben wir viel Zeit verloren. Doch wir wussten, im Herbst müssen wir zu einem gewissen Datum zurücksegeln.“
Nach sechs Wochen – doppelt so lange wie geplant – legte die Crew schließlich vor dem Fjord ihrer Begierde an. Dieser war allerdings völlig verblockt mit Eis. „Es begann eine Geduldsprobe für die Kletterinnen unter uns an Bord. Immerhin hatten diese vor, die Erstbegehung einer Big Wall zu schaffen“, erklärt Waldner, die die Mission als Fotografin und Filmerin begleitete.
Und erneut begann ein Slalom. „Als das Eis aufgegangen ist, sind wir im Slalom durch das Packeis gefahren. Dann hieß es weitere drei Tage warten, bis die Kletterinnen und ich an Land gehen konnten“, erinnert sich Waldner zurück.
Drei Tage lang schleppten die Frauen ihre Ausrüstung bis zum Camp am Fuße der Granitwand. „Fast 200 Kilogramm Essen, Ausrüstung und eine ganze Schlosserei, die man für eine Erstbegehung benötigt“, sagt Waldner.
Nach einem neuerlichen Schlechtwettereinbruch gelang den drei Kletterinnen in einem Gewaltakt von nur drei Tagen die Erstbegehung – 16 Seillängen an einer Granitwand, für die eigentlich eine Zeitspanne von einem Monat eingeplant gewesen wäre.
„Wir sind ins Basecamp, nach einem Schneesturm erneut rauf, um das gesamte Material runterzutragen, dann haben uns die Seglerinnen abgeholt“, erzählt die Fotografin.
Nach 83 Tagen endet die Segeltour der acht Frauen.
Ob Waldner mit ihrem jetzigen Wissen erneut in See stechen würde? Die Antwort kommt schnell. „Ja, sofort.“ Und nach einer Pause: „Genau diese Schwierigkeiten haben uns als Team zusammengeschweißt. Die Erfahrungen waren viel wertvoller, als wenn alles leicht gegangen wäre.“ Jede Abenteurerin hätte einmal ein Tief gehabt, aus dem man sich jedoch gegenseitig herausgezogen hätte.
Waldner ist nun im Endschnitt einer Dokumentation über das Abenteuer.
Darin wird auch ihr persönlicher „magischer Moment der Reise“ zu sehen sein: Die Einfahrt in den Fjord. Zwar nicht im Zeitplan, aber unvergesslich.
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