80 Jahre nach Kriegsende: Schändungen von NS-Gedenkstätten verdoppelt

Hakenkreuze an Hauswänden, mit Farbe beschmierte Gedenksteine oder Gedenktafeln, die mit Bohrer und Flex beschädigt wurden: Schändungen von Denkmälern für Opfer des Nationalsozialismus haben sich in Österreich im Vergleich zum Jahr 2023 verdoppelt.
Insgesamt wurden 32 solcher Vorfälle im Jahr 2024 gemeldet, antwortet Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) auf eine parlamentarische Anfrage der SPÖ-Abgeordneten Sabine Schatz. Zum Vergleich: 2023 wurden 16 Gedenkstätten mutwillig zerstört.
Die Schändungen ereigneten sich in Oberösterreich, Niederösterreich, Kärnten und - die allermeisten - in Wien. Jüdische Gedenktafeln wurden dort mit Säure verätzt, mit einem Bohrer zerstört, mit Farbe beschmiert oder mit Tyr-Runen-Sticker überklebt. Im Dritten Reich war die Tyr-Rune ein Abzeichen der Reichsführerschulen und wurde als NS-Abzeichen verwendet.
Vorfälle in den Bezirken
Um einige Beispiele zu nennen: In der Leopoldstadt wurden im Februar jüdische Gedenkstolpersteine in der Großen Sperlgasse mit gelber Farbe beschmiert. Im 14. Bezirk wurde eine jüdische Gedenktafel in der Kienmayergasse mittels Bohrmaschine beschädigt. In Rudolfsheim-Fünfhaus wurde im August eine jüdische Gedenktafel gestohlen, der Tyr-Runen Sticker wurde in Döbling in der Scheibengasse auf ein jüdisches Denkmal geklebt.
Jedes Jahr stellte die Nationalratsabgeordnete Schatz die parlamentarische Anfrage an den Innenminister. Im Zeitraum 2012 bis 2024 waren es laut Schatz insgesamt 177 Vorfälle. 48 davon allein in den vergangenen beiden Jahren. Im Jahr 2023 wurden neun Vorfälle angezeigt, derzeit laufen laut Karner Ermittlungen gegen vier Personen.
Vier Verdächtige ausgeforscht
„In Bezug auf die angeführten Fälle konnten bislang vier Personen ausgeforscht werden, welche derzeit im Rahmen des strafprozessualen Verfahrens als Beschuldigte geführt werden. Dabei handelt es sich um zwei männliche und zwei weibliche Personen", heißt es in der Antwort des Innenministers. Die meisten Vorfälle aus dem vergangenen Jahr wurden im Zeitraum von Februar bis Oktober registriert.
"Alarmierendes Signal"
Von den 32 Fällen wurden 31 mit einem rechtsextremistischen Hintergrund eingestuft, heißt es in der Anfragebeantwortung. "Das sind doppelt so viele, wie im Jahr zuvor. Das ist ein alarmierendes Signal. Rechtsextreme Umtriebe dürfen nicht verharmlost werden. Das zeigt auch der heuer wieder vorgelegte Rechtsextremismusbericht“, sagt Schatz. Jede einzelne der 177 Schändungen seit 2012 sei eine zu viel.
Von den 32 Schändungen betrafen vier auch die Gedenkstätte Mauthausen. Derzeit finden dort Gedenkfeiern statt, vor 80 Jahren wurden die Lager Mauthausen und Gusen befreit.
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