30.000 Unterschriften bei Petition für Hausapotheken

30.000 Unterschriften bei Petition für Hausapotheken
Sechs Kilometer muss die nächste Apotheke weg sein, damit ein Hausarzt eine Hausapotheke führen darf. Diese Regel kritisieren viele.

4,8 Kilometer – so weit ist die Praxis der Hausärztin Andrea Man aus Pillichsdorf (Bezirk Mistelbach/NÖ) von der nächsten Apotheke entfernt. Ein Bus fahre zwar dorthin, aber nicht oft. Und der Fußweg von der Haltestelle sei weit, schildert sie. „Selbst wenn es nur zwei Kilometer wären. Kranke oder ältere Patientinnen und Patienten können diesen Weg nicht bewältigen“, sagt Man.

Sechs-Kilometer-Regel

Die knappen fünf Kilometer Distanz zur nächsten Apotheke sind jedoch zu wenig für eine eigene Hausapotheke in der Praxis. Dafür müssten es laut Gesetz mindestens sechs Kilometer sein – zu viele, findet Man. Die Ärztin hat daher eine Petition gestartet, 30.000 Personen haben unterschrieben. Eine Abschaffung dieser Sechs-Kilometer-Regel ist zentrale Forderung der Petition, die sich an Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) richtet. Auch die Ärztekammer unterstützt die Forderung. „Es ist problematisch, dass Patientinnen und Patienten beim Arzt ein Rezept bekommen und dann noch extra weiterfahren müssen“, sagt Max Wudy, Hausärzte-Sprecher der Ärztekammer Niederösterreich (ÄKNÖ). „Noch schlimmer ist die Situation bei Hausbesuchen. Da kommen wir extra zu den Leuten nach Hause, weil es ihnen nicht gut geht und dann steht der Patient mit Rezept da und weiß nicht, wie er zu den Medikamenten kommt“, kritisiert Wudy.

Der Kreis der Betroffenen fasst laut Michael Dihlmann, Sprecher der Initiative, 160 Gemeinden mit nur einem Hausarzt ohne Hausapotheke und ohne öffentliche Apotheke. 50 davon sind in Niederösterreich, das am stärksten betroffen ist.

Das Problem des Hausärztemangels sei mit der Lockerung bei den Hausapotheken lange nicht gelöst, aber zumindest in einem ersten Schritt entschärft: „Versorgt man die Leute direkt, kann man auch besser arbeiten. Das steigert die Berufszufriedenheit“, sagt Wudy.

Wettbewerb

Seitens der Apothekerkammer findet der Wunsch der Ärzte wenig Anklang. „Eine ärztliche Hausapotheke kann die Anforderungen an eine öffentliche Apotheke in keiner Hinsicht erfüllen. Eine Änderung des bestehenden Systems würde das gesamte Gesundheitssystem ins Wanken bringen und die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln sowie die fachliche Beratung ernsthaft gefährden“, heißt es von der Apothekerkammer.

Die Ärzteinitiative verweist auf eine Branchenuntersuchung der Bundeswettbewerbsbehörde: „Insbesondere im ländlichen Raum ist es aus wettbewerblichem Verständnis auch nicht nachvollziehbar, warum ein Patient mit diagnostizierter Krankheit von einem behandelnden Allgemeinmediziner, bei möglicherweise nicht flächendeckendem öffentlichen Personennahverkehr, noch mehrere Kilometer bis zur nächsten öffentlichen Apotheke für die Ausgabe von notwendigen, verschreibungspflichtigen Arzneimittel zurücklegen muss.“

Aus dem Gesundheitsministerium hieß es, man prüfe die Forderung, aber: „Eine Änderung der Auflagen für die Zulassung einer Hausapotheke ist seitens des Ministeriums zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant.“

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