Schüsse in Tirol: Verdächtiger 14-Jähriger war unbewaffnet

Schüsse in Tirol: Verdächtiger 14-Jähriger war unbewaffnet
Polizisten feuerten mindestens neun Mal auf drei Jugendliche, nachdem sie einen "lauten Knall" gehört hatten.

In St. Johann in Tirol (Bezirk Kitzbühel) wurde Freitagfrüh im Bereich des Bahnhofs ein 14-Jähriger von einem Polizisten angeschossen.

Laut Landespolizeidirektion wollten zwei Beamte gegen 4.50 Uhr in Wörgl (Bez. Kufstein) ein verdächtiges Fahrzeug, einen weißen Kastenwagen, kontrollieren. Der Lenker flüchtete jedoch über die Loferer Straße (B178) in Richtung Westen. Das Fahrzeug war vor zwei Tagen als gestohlen gemeldet worden.

Grund für Schüsse unklar

Im mehr als 30 Kilometer entfernten St. Johann blieb der Kastenwagen schließlich beim Versuch, über die Bahngleise zu entkommen auf selbigen liegen und drei Jugendliche versuchten, zu Fuß weiter zu flüchten. Daraufhin kam es zu einer Schussabgabe durch die beiden Polizisten, bei der der 14-jährige Österreicher verletzt wurde.

Schüsse in Tirol: Verdächtiger 14-Jähriger war unbewaffnet

Der Kastenwagen kam mitten auf den Gleisen zum Stillstand

Er erlitt Verletzungen im Bereich der Schulter sowie an der linken Handfläche, wurde zunächst in das Krankenhaus St. Johann gebracht, dann in die Innsbrucker Klinik überstellt und dort operiert. Laut Polizei befand er sich nicht in Lebensgefahr.

Vier weitere Jugendliche beteiligt

Zwei weitere Beschuldigte, ein 14-jähriger Österreicher und ein 13-jähriger Russe, flüchteten laut Polizei zunächst zu Fuß. Sie wurden aber schließlich unweit vom Tatort nahe eines Hotelkomplexes vom Einsatzkommandos Cobra festgenommen.

Auch zwei weitere 13-Jährige Jugendliche wurden bei Wörgl festgenommen. Sie hatten offenbar vor der Kontrolle dort das Fahrzeug verlassen und waren bei der anschließenden Verfolgungsjagd nicht dabei, berichteten die Ermittler am Freitagnachmittag im Rahmen einer ersten Pressekonferenz in Innsbruck.

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Die Pressekonferenz in Innsbruck

Laut Angaben bei der Pressekonferenz eröffneten die Beamten das Feuer, nachdem sie bei der Annäherung an das auf den Bahngleisen stehende Fahrzeug einen lauten Knall hörten. Mindestens neun Schüsse wurden daraufhin auf das Fahrzeug abgegeben.

Schüsse nach Reifenplatzer?

Waffen wurden bei den Verdächtigen jedoch keine gefunden. Dafür wies das Fahrzeug zwei kaputte Reifen auf. Ob der von den Polizisten wahrgenommene Knall von einem Reifenplatzer herrührte, steht jedoch noch nicht fest.

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Spurensicherung am Tatort

Auch, wer am Steuer saß, ist noch Gegenstand der Ermittlungen. Fest steht, dass die drei zum Zeitpunkt der Schussabgabe anwesenden Jugendlichen bereits wegen verschiedener Delikte aufgefallen sind, wurde bekanntgegeben - unter anderem wegen Eigentumsdelikten, Nötigung und unbefugter Inbetriebnahme eines Fahrzeugs.

LKA Kärnten übernimmt

Die Frage, ob die Handlung der Beamten überschießend war, wollte die Tiroler LKA-Leiterin Katja Tersch unter Verweis auf weitere anstehende Ermittlungen und Befragungen nicht sagen. Wie in solchen Fällen üblich, übernehme nun ein anderes Landeskriminalamt die Untersuchungen, in diesem Fall jenes von Kärnten.

Jedenfalls gelten für Beamte strenge Richtlinien nach dem Waffengebrauchsgesetz, betonte Martin Reisenzein, Bezirkspolizeikommandant von Kitzbühel. Bei den beiden Polizisten handle es sich um solche mit fünf bzw. 36 Jahren Diensterfahrung.

Aufgrund der Ermittlungen blieb die Bahnstrecke zwischen Kitzbühel und Hochfilzen vorerst blockiert, zwischen Kitzbühel und St. Johann wurde vorübergehend ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

 

Hinweis: Der Artikel wird laufend aktualisiert. Das letzte große Update wurde um 15.45 Uhr nach der Pressekonferenz der Ermittler in Innsbruck am Nachmittag durchgeführt. Davor war etwa von einem 19-jährigen Beteiligten die Rede, doch keiner der Beteiligten war älter als 14 Jahre.

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