Wels: Gedenken zur Reichspogromnacht als "Vergnügungsveranstaltung"

Jahrestag Pogromnacht - Jüdischer Friedhof Köln
Welser Bürgermeister Rabl weiß von nichts; Willi Mernyi vom Mauthausen Komitee fragt: "Bewusste Verhöhnung?"

Vergangene Woche fand in Wels das Gedenken an die Reichspogromnacht statt. Dabei ging im Vorfeld einiges schief: Wer eine allseits bekannte Suchmaschine zu diesem Termin konsultiert, findet nach wie vor eine äußerst befremdliche Einordnung des Gedenktages. "Da wurde nicht etwa eine Kundgebung zur Reichspogromnacht angekündigt, sondern die Reichspogromnacht selbst", ist der Vorsitzende der Welser Initiative gegen Faschismus, Werner Retzl, entsetzt.

"Und damit die Leserinnen und Leser das auch richtig einordnen können, nennt der Eintrag die Pogromnacht eine Vergnügungsveranstaltung." Der Welser FPÖ-Bürgermeister Andreas Rabl kann dazu nichts sagen: "Ich habe heuer mit der Organisation dieser Veranstaltung nichts zu tun. Da muss wohl ein Fehler passiert sein", sagt er. 

Franz-Dinghofer-Symposium im Parlament

"Das ist eine Heuchelei sondergleichen", sagt Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ). "Rabl schweigt zur Nazi-Ehrung seiner Partei und missbraucht die Holocaust-Opfer." Ganz so stimmt das nicht, denn Rabl schweigt ganz und gar nicht zum so genannten Dinghofer-Symposium, das am Dienstag auf Initiative von Nationalratspräsident Walter Rosenkranz, FPÖ, im Parlament stattfindet: "Franz Dinghofer war ein großer Linzer Bürgermeister und einer der Mitbegründer der Republik. Ich stehe voll hinter dieser Veranstaltung."

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Reichspogromnacht als "Vergnügungsveranstaltung"

Wie geht es Holocaust-Opfern damit?

Zum Eintrag als Vergnügungsveranstaltung fragt sich Willi Mernyi weiter: "War das bewusste Verhöhnung oder nur grenzenlose Gefühllosigkeit? Man muss sich vorstellen, was in Holocaust-Opfern und ihren Nachkommen vorgeht, wenn sie so etwas lesen."

"Die Ausrede, das passiere halt irgendwie, zieht nicht. Der nationalsozialistische Massenmord ist keine Gaudi und darf auch auf der Werbeplattform der Stadt Wels nicht so dargestellt werden",  betont Werner Retzl. "Bürgermeister Rabl trägt jedenfalls die politische Verantwortung dafür."

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