Die großen Entwicklungen sehen
Man dürfe jedoch nicht nur die letzten Jahre sehen. „Wir vergleichen immer nur mit dem, was man kennt, man muss die großen Entwicklungen sehen.“ Kremsmünster habe in der Zeit des Barock, als die heutige Anlage errichtet worden sei, 400 Mönche gehabt, in der Reformationszeit seien es lediglich vier gewesen. „Als ich im Jahr 2000 eingetreten bin, waren wir 64, jetzt sind wir 45.“
„Wir sind nun in eine pluralistische Zeit eingetreten, in der die Kirche keine Deutungshoheit mehr hat, in der es viele andere Angebote gibt. Die Zeiten ändern sich. Aber jede Zeit ist Gott unmittelbar.“ Gott gehe mit seinem Volk.
Gegen eine Idealisierung des Vergangenen
Der 52-jährige gebürtige Linzer warnt davor, die früheren Zeiten zu idealisieren. „Wann ist die Kirche, wann ist eine Diözese erfolgreich? Wenn sie wieder das Niveau von früher hat? Das ist ein Fehlschluss, das ist ökonomisches Denken, das ist Erfolg mit Steigerung. Ich glaube, es kommt auf die Intensität an, es kommt darauf an, wie wir heute der Gesellschaft und der Welt dienen können. das hängt nicht von Zahlen ab. Wir müssen uns davon verabschieden, dass wir den Erfolg der Kirche an Zahlen festmachen.“
Da brauche es Gelassenheit und vor allem eine neue Besinnung auf Gott, der mit den Menschen und der Kirche unterwegs sei. Es werde weiter Klöster als spirituelle Kernzentren geben. „Aber es wird sie nicht mehr in dieser Dichte geben.“ Vieles werde wegbrechen. Gleichzeitig müsse man vom Jammern wegkommen. Der heilige Benedikt, der Ordensgründer, sage in seiner Regel ganz klar, er verbanne das Murren aus dem Kloster. „Weil das nur hinunterzieht.“
Wo ist der Heilige Geist?
Das Keimen des Heiligen Geistes wirke oft dort, wo man es nicht erkenne. „Oft in schwierigen Erfahrungen, in Abbrüchen, in Problemen. Wenn es bergab geht, ist auf einmal eine Erfahrung des Geistes erlebbar. Deshalb halte ich es für ein Abtöten des Heiligen Geistes, wenn man nur auf das schaut, wie es früher war. Und dann womöglich noch Schuldige sucht.“
Aufbrüche erlebt Eckerstorfer an der Benediktineruniversität, die auf dem Hügel Aventin in Rom liegt. 670 Studentinnen und Studenten aus 70 Ländern studieren dort, zehn Prozent davon sind Benediktinerinnen und Benediktiner. Mit Theologie, Philosophie und Liturgiewissenschaften gibt es drei Fakultäten. Das Grundstudium dauert fünf Jahre, das Lizenziat zwei Jahre und weitere zwei Jahre das Doktorat. Viele absolvierten das Grundstudium in ihren Heimatländern und kämen zum Spezialstudium nach Rom. In ihren Heimatländern fänden die Studenten teilweise schwierige Bedingungen, das Christentum zu leben.
P. Bernhard nimmt sich auch Zeit zum Schreiben. Weil sein Erstling „Kleine Schule des Loslassens – Mit den Weisheiten der Wüstenväter durch den Tag“ ein Erfolg war, ermutigte ihn der Tyrolia -Verlag zur Fortsetzung. „Momentaufnahmen – Gedanken und Begegnungen eines Benediktiners“ titelt sich das neue Buch, das am Freitag, den 6. Oktober um 20 Uhr im Wintersaal des Stiftes Kremsmünster präsentiert wird.
„Ich sehe es als meine Aufgabe, nicht nur komplizierte Artikel zu schreiben, die dann auch noch wenig gelesen werden, sondern, das, was mir wichtig ist und etwas bedeutet, weiterzugeben. Das Fragmentarische ist postmodern, die Theologie muss das wieder finden. Theologische Systeme von wie die von Karl Rahner oder von Romano Guardini sind gut, aber es braucht so etwas wie das ad hoc. Die Kirche braucht auch das Unmittelbare, das Fragmentarische, wo das Gesamte in einer bestimmten Perspektive aufleuchtet.“ Das Leben sei eben ein Mosaik.
Papst Franziskus betone immer, die Wirklichkeit sei wichtiger als die Idee. „Ich glaube, da ist etwas Wahres dran.“
Kommentare