Und ohne den erzwungenen Rücktritt des Linzer SPÖ-Bürgermeisters Klaus Luger wegen seiner Lügen in der Brucknerhaus-Affäre würde die Digital-Uni womöglich genau dort, in diesem Grüngürtel gebaut werden.
Denn der neue SPÖ-Bürgermeister Dietmar Prammer hat im Zuge des Bürgermeisterwahlkampfes einen überraschenden Schritt gesetzt. Er hat das Widmungsverfahren für dieses Areal gestoppt. Und damit für einen Knalleffekt zu seinen Gunsten im Wahlkampf gesetzt.
Jetzt holt Prammer dieser Schachzug erneut ein. Eine private Initiative hat unter dem Titel "Ja! zum Grüngürtel" eine neue Aktion gestartet und ist überzeugt, diese Frage zum Thema einer Volksbefragung in Linz machen zu können.
Am Dienstag wurden die Unterschriften, "vier fette Ordner", wie Paul Brandstetter, einer der jungen Initiatoren, an Prammer übergeben. Die Stadt muss nun prüfen, ob es sich tatsächlich um zumindest 6.104 Unterschriften von in Linz wahlberechtigten Personen handelt. Dann kann - noch heuer - die Volksbefragung stattfinden.
Unterschriften vor Wahllokalen gesammelt
Die Initiatoren um den 21-jährigen Lenard Zipko haben alles dran gesetzt, nicht das gleiche Schicksal zu erleiden, wie jene Aktion, die den Stopp der Autobahn zur Volksbefragung machen wollten.
Denn die Unterschriften wurden durchwegs im Umfeld der Wahllokale bei der Nationalratswahl und den beiden Bürgermeisterwahlen im Jänner gesammelt - angesprochen wurden dabei ausschließlich eben wahlberechtigte Linzerinnen und Linzer, die gerade ihre Stimme abgegeben hatten. "Selbst Wahlbeisitzer sind gekommen und haben unterschrieben", freut sich Christian Leckschmidt von der Initiative.
"Grüngürtel schützen und Autobahnfinanzierung stoppen"
Die Frage, die gestellt wird, dreht sich nicht nur um den Grüngürtel, sondern geht ein Stück weiter. "Soll die Stadt Linz die Verbauung unseres Grüngürtels/unserer Naherholungsgebiete unterbinden - sowie Zuzahlungen zu allen Autobahnprojekten einstellen und dieses Geld stattdessen in öffentlichen Verkehr einsetzen?"
Zipko betont, dass es sich bei dieser Initiative aus der Zivilgesellschaft nicht um eine Klimainitiative handle: "Auch ohne diesem Thema gibt es viele gute Gründe, sich für den Erhalt der Grüngürtel in Linz und für mehr und besseren öffentlichen Verkehr einzusetzen."
60 Millionen Euro auf die Schiene verlegen
Denn die 60 Millionen Euro etwa, die die Stadt beim Bau der A26 freiwillig dazuzahlt, obwohl das Sache der Asfinag ist, wäre im öffentlichen Verkehr in Linz viel besser aufgehoben, ist er überzeugt: "Das würde auch die Stausituation in Linz verbessern."
Leckschmidt wiederum betont, dass gestärkter Öffi-Verkehr auch sozialer wäre und weniger Platz auf den Straßen brauche: "Wir müssen die Notwendigkeit, auf das Auto zugreifen zu müssen, reduzieren. Gute und bequeme Öffis werden überall angenommen."
Und seine Tochter würde dann vielleicht etwa anderes als "nur Straßen und abgestellte Autos" sehen, wenn sie vor das Haus geht: "Ein lebenswertes Linz ist keine Utopie."
Das glaubt auch Günter Eberhardt. Der Architekt kritisiert die "fehlende unabhängige Stadtplanung" in Linz. Er ist selbst Gründungsmitglied bei verschiedenen Initiativen, die sich "aus dem von Luger und Prammer verursachten Chaos" heraus gegründet hätten. Er verweist auf hunderte Bäume mit über drei Metern Umfang, die Autobahnen und Bauprojekten demnächst zum Opfer fallen werden.
Deshalb sei der definitive Schutz des Grüngürtels, der Linz mit den umgebenden "Bergen" (Pfenningberg, Gründberg, Bachlberg, Pöstlingberg, Kalvarienberg, Freinberg), den Traunauen sowie Dornach und Magdalena ein grünes und klimafreundliches Antlitz gibt, so wichtig.
Nicht zuletzt deshalb bekennen sich 25 lokale und überregionale Initiativen zum "Bündnis Ja! zum Grüngürtel", das dann auch bei der Volksbefragung, so diese tatsächlich durchgeführt wird, Stimmung für eine Teilnahme in Linz machen wollen. Und werden.
Kommentare