Unkritische Tourismuswerbung mit Dichter Franz Stelzhamer

Franz Stelzhamer Denkmal Volksgarten Linz
Das Innviertel wirbt mit antisemitischem Autor der Landeshymne, Museum in Pramet hingegen stellt dessen dunkle Seite auch dar.

"In der Heimat des Dichters“ – so titelt das neue Tourismusmagazin „kostbares Innviertel“ eine der vielen schönen Geschichten in diesem – an sich gelungenen – Werbemagazin. „Dem Franzl, dem alten Querkopf, hätte es vermutlich gefallen“, mutmaßt ein namentlich nicht genannter Autor (oder eine Autorin), dass im Stelzhamermuseum in Pramet Tradition und Moderne so gut zueinanderfinden.

Franzl, liebevoll als Querkopf bezeichnet, ist Franz Stelzhamer, Autor der oberösterreichischen Landeshymne und immer noch beliebter Heimatdichter, an dessen Denkmal in Oberösterreich (und weit darüber hinaus) niemand rütteln will. 

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Obwohl sich die Debatten über Franz Stelzhamer durch das ganze Land ziehen und die Einordnungen der verschiedenen Historikerkommissionen von Linz über Wels nach Bad Ischl eindeutig festlegen: Franz Stelzhamer war ein Antisemit.

Stelzhamer, geboren am 29. November 1802 in Großpiesenham, wird in dem Tourismusmagazin allerdings ausschließlich gehuldigt: „Qualität besitzt zweifellos das Werk des Namensgebers“ des Museums, ist man überzeugt. Die Historikerkommissionen kommen zumindest teilweise zu völlig konträren Schlüssen.

Antisemitischer Text

Vor allem Stelzhamers Text „Jude“ im „Bunten Buch“, stellt den OÖ-Heimatdichter eindeutig in ein antisemitisches Eck. Darin schreibt er über den „Juden“: „In alle Welt zerstreut, schlingt er sich, bald dünner, bald breiter, [...] in fast unerforschlichen Windungen und Krümmungen, ein Riesenbandwurm, um die Ernährungsorgane eines jeden kultivirten (sic) Staatskörpers ...“ 

Bei diesem Werk handle es sich um die heftigste, aber nicht einzige antisemitische Äußerung Stelzhamers, der in dem Werk „die Vernichtung der Juden als notwendige Maßnahme zur Rettung der Welt“ beschrieben haben, wie die Historikerkommission in Linz anführt.

Gerald Hartl vom Innviertel Tourismus – das Büro liegt übrigens am Stelzhamer-Platz in Ried – will, dass die Einordnung Stelzhamers bei den Historikerkommissionen bleibe. 

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Bei Redaktionskonferenzen zur Erstellung der Zeitschrift sei zwar diskutiert worden, ob man eine Einordnung Stelzhamers im Text anbringen wolle – man habe sich dann aber dagegen entschieden: „Wir wollen das nicht in den Vordergrund rücken und den regionalen Mundartdichter nur mit der Landeshymne in Verbindung sehen.“

Museum ordnet Rolle als Antisemit ein

Im Stelzhamer-Museum ist man da schon einen Schritt weiter. Kustos Freimut Rosenauer stellt klar: „Uns ist es von Anfang an darum gegangen, den Dichter nicht zu verherrlichen.“ Deshalb sei auch gleich beim Stiegenaufgang der Hinweis, dass Stelzhamer auch für ein antisemitisches Pamphlet verantwortlich sei: „Wir weisen bei allen Führungen auf diese dunkle Seite hin.“

Apropos Stelzhamer: Erst am 6. Jänner dieses Jahres wurde ein Asteroid, der am 7. März 1997 an der Sternwarte Davidschlag in der Nähe von Linz in Österreich entdeckt wurde, nach Stelzhamer benannt. 

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