Unfreiwilliges Testwahlpflaster

Plakatmix in Leonding vor sonntägiger Bürgermeisterwahl und Wahl zum EU-Parlament
Neuwahl des Bürgermeisters in Leonding am EU-Wahltag und im Schatten der Ibiza-Affäre

Mit der Bürgermeistermeisterwahl, die am Sonntag gleichzeitig mit der EU-Wahl abgewickelt wird, zieht Leonding im Großraum Linz das Interesse auf sich. Dem Wahlgang in der mit 29.000 Einwohnern viertgrößten Stadt Oberösterreichs kommt aufgrund turbulenter politischer Zeiten auf Bundes- und auch Landesebene ein unfreiwilliger Testcharakter zu. In der Stadt findet sich momentan auch ein wilder Plakat-Mix.

Notwendig geworden ist der Urnengang, weil sich der 71-jährige Walter Brunner (SPÖ) nach mehr als zehn Jahren als Stadtchef zurückgezogen hatte. Seither übt Vizebürgermeisterin Sabine Naderer-Jelinek (SPÖ) das Amt als geschäftsführende Bürgermeisterin aus. Sie ist auch rote Spitzenkandidatin, die sich gegen vier Mitbewerber durchsetzen will.

Der Wahlkampf ging fair über die Bühne, im Vorfeld wurde auch ein Fairnessabkommen unterzeichnet. Tenor: Das gute politische Klima soll auch nach der Wahl beibehalten werden. „Im Gemeinderat wird nach dem Spiel der freien Kräfte entschieden und das funktioniert seit vielen Jahren bestens“, erklärt Naderer-Jelinek, deren SPÖ-Fraktion 13 Mitglieder stellt. „Wir haben eine Sonderstellung punkto politischer Harmonie“, bestätigt auch FPÖ-Spitzenkandidat Peter Hametner (neun GR-Sitze). „Weit über 90 Prozent der Beschlüsse sind einstimmig“, sagt auch Vizebürgermeister und ÖVP-Kandidat Franz Bäck (acht Sitze).

Dennoch wäre ein Ende der seit 75 Jahren dauernden roten Gemeindeführung angebracht, glaubt er. Der frühere Feuerwehrkommandant schaffte es bei der Wahl 2015 in die Stichwahl, die SPÖ-Mann Brunner mit 67 Prozent für sich entschied.

Stichwahl

„Komme ich in die Stichwahl, ist die Chance groß“, glaubt Bäck. Der Grüne Stadtrat Sven Schwerer und Neos-Gemeinderat Markus Prischl sind die weiteren Kandidaten. Aufgrund der Kandidatenanzahl geht man von einer Stichwahl am 9. Juni aus.

Dass sich der Ibiza-Skandal auf sein Ergebnis niederschlagen könnte, glaubt FP-Mann Hametner nicht: „Die Leute können unterscheiden, was Bundespolitik ist und wer für Leonding da ist.“ Etliche seiner Plakate seien aber beschmiert worden.

Thematisch sind Verkehr, Stadtentwicklung und Lebensqualität Hauptthemen. Leonding wächst im Sog von Linz. Die vom Land OÖ möglich gemachte Umwidmung einer riesigen Agrarfläche in Bauland wurde vor dem Wahlkampf im Gemeinderat wieder abgelehnt. Noch stünden freie 100 Hektar für den Wohnbau parat, aber „wir müssen unter 40.000 Einwohner bleiben“, fordert Bäck. „Wir brauchen sozialen Wohnbau“, erklärt Naderer-Jelinek. Hametner will jede Geburt mit 1.000 Euro fördern.

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