Nur wenn die Mehrheit der Punkte schon vorab erfüllt wird, kommt der Antrag überhaupt in einen Ausschuss.
Preisdeckel bei 190 Euro je Quadratmeter
Der zweite Punkt dreht sich ums liebe Geld. Wer Grünland in Bauland widmen möchte, muss der Gemeinde die Option einräumen, das Grundstück um 190 Euro (wertgesichert) erwerben zu können.
Warum er diese Vorgangsweise gewählt hat, erklärt Bürgermeister Wall-Strasser so: „Wir wollen damit leistbareres Wohnen ermöglichen.“ In der Region werden aktuell bis zu 600 Euro pro Quadratmeter bezahlt. Dieser Kostenexplosion werde Einhalt geboten, ist er überzeugt. Und das sei beispielgebend für die Region: „Gallneukirchen ist eine Benchmark für alle Gemeinden hier.“
Projekt „Käferwald“
Ein Projekt im sogenannten „Käferwald“, eine vom Borkenkäfer zerstörte Fichtenkultur auf rund 12.000 Quadratmetern Fläche, habe zusätzlich dazu beigetragen, dieses Modell zu entwickeln, erklärt der Bürgermeister.
Bislang habe sich seine Fraktion gegen die Umwidmung gewehrt, unter den neuen Modalitäten und der Prämisse, dass die Naturschutzabteilung der Rodung bereits zugestimmt hat, könne es grünes Licht für dieses Projekt geben: „Der Grundbesitzer muss die Infrastruktur errichten, es wird ein baulich getrennter Fahrradstreifen ins Zentrum gebaut und er muss die 1,5-fache Fläche wieder aufforsten.“
Dort sei es möglich, nun nicht einzelne Einfamilienhäuser, sondern gemeinnützigen Wohnbau mit Modellen für junges Wohnen und private Doppelreihenhäuser zu errichten.
Leistbarer, wie Wall-Strasser versichert: „Nach unseren Modellrechnungen wird die Miete um knapp zwei Euro pro Quadratmeter billiger. Das macht alleine bei einer kleinen Wohnung schon 100 Euro im Monat aus.“ Wobei er schon betont: „Wenn der Wald erhalten geblieben wäre, wäre mir das lieber.“
Ihn hätten auch viele andere Bürgermeister nach der Beschlussfassung angerufen: „Das Interesse ist riesig.“ Denn für Wall-Strasser sorgen die Vorgaben in seiner Gemeinde auch dafür, dass der Flächenfraß gebremst werde. Und Oberösterreich ist laut einer aktuellen Studie des WWF jenes Bundesland mit dem absolut größten Flächenverbrauch in Österreich.
Kritik vom Experten
Und während es von kommunaler Seite durchaus Lob für Gallneukirchen gibt, kommt vom Raumordnungsexperten harsche Kritik. Sigi Atteneder ist Professor für nachhaltige Architektur und räumliche Entwicklung an der Kunstuniversität Linz und hält die Maßnahme „für verlockend bei den explodierenden Grundstückspreisen“, stellt aber unmissverständlich klar: „Das ist viel zu kurz gedacht.“
Denn es helfe keineswegs bei der dringend nötigen Eindämmung des Flächenfraßes: „Ich verstehe die Intention, aber es hilft uns nicht bei der Weiterentwicklung der Baukultur in diesem Land.“
Und er führt dazu einige Punkte ins Treffen: Oberösterreich habe Unmengen an gewidmetem Bauland, deshalb seien Umwidmungen von Grünland nicht nötig, ehe dieses verbaut werde. Tatsächlich sind nach Angaben von Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) nur 41 Prozent des aktuell gewidmeten Baulands auch wirklich verbaut.
Atteneder geht aber noch weiter mit seinen Forderungen: „Wir dürfen auf der grünen Wiese gar nichts mehr bauen.“ Viel mehr müssten etwa brachliegende Industrieflächen umgewidmet und „andere Wohnmodelle als das frei stehende Einfamilienhaus“ entwickelt werden: „Da wären Änderungen gut aufgehoben, nicht bei der Preisdeckelung von Grünland, das zu neuem Bauland umgewidmet und versiegelt wird.“
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