Kunstuni: Kritik an Plänen der Stadt zu Abriss alter Häuser

Die Arbeitersiedlung Sintstraße von Curt Kühne in Linz aus dem Jahr 1927 erregt weiter die Gemüter. Dort ist geplant, einen Teil der historisch bedeutenden Häuser abzureißen, einen Teil zu sanieren.
Nun gibt es einen neuen Anlauf, diese geplante Vorgangsweise zu verhindern. Deshalb hat sich die Abteilung für Architektur der Kunstuniversität Linz mit einer Stellungnahme zu Wort gemeldet.
Das Team unter der Leitung von Siegfried Atteneder appelliert an die Verantwortlichen, den Prozess zu überdenken: „Hier wird leichtfertig und auf nicht nachvollziehbare Weise architektonisch und städtebaulich wertvolle Struktur zerstört.“
Die Abteilung Architektur habe sich bereits eingehend mit diesem Bestand auseinandergesetzt und qualitativ hochwertige Möglichkeiten zur zeitgemäßen Adaptierung vorgelegt: „Die Umsetzung der bekannt gewordenen Pläne verstümmeln diese einzigartige Anlage und stellen ein Armutszeugnis für die Stadtentwicklung dar.“

Eine Sanierung und Ergänzung wäre die zeitgemäßere Lösung und entspreche der Stadtstrategie. Attenender und Co. werden schließlich noch deutlicher: "Die Tatsache, dass über einen solchen Zugang nicht seriös nachgedacht wurde, beziehungsweise hinter den Kulissen und auf intransparente Weise Entscheidungen getroffen wurden, deutet auf ein systemisches Versagen auf mehreren Ebenen hin. Wir stellen ein System in Frage, in dem politische (nicht nachvollziehbare und intransparente Entscheidungsprozesse), gesetzliche (bautechnische Anforderungen und Richtlinien) sowie finanzielle (Veräußerung von Grundstücken, Wohnbauförderungen) Rahmenbedingungen einen Abriss und Neubau begünstigen und den Erhalt und die Nachverdichtung solcher Wohnanlagen benachteiligen."
Fachleute, Architekturhistorikerinnen und Baukultur-Initiativen setzen sich für Erhalt und Weiternutzung dieser historischen Siedlung ein. Sie fragen sich. "Gibt es jenseits von verwertbaren Quadratmetern einen gesellschaftlich relevanten Wert, für den es sich zu kämpfen lohnt? Was können wir aus den Erfahrungen im Umgang mit historischer Bausubstanz lernen?" Darüber wird am 5. April, ab 18 Uhr, im "afo architekturforum“ in Linz beim Baukultur-Stammtisch anhand der Sintstraße diskutiert.
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