Umland will Linzer Arbeitsplätze

Linzer Zentrum der Kreativwirtschaft: Tabakfabrik
Mühlviertel umwirbt verdrossene Pendler, Allzeithoch mit 210.000 Jobs in Linz

 

Mit 210.000 Arbeitsplätzen im Gemeindegebiet zählt Oberösterreichs Landeshauptstadt Linz bundesweit zu den Wirtschaftsmotoren. Nach 2017 wurden auch in Vorjahr in Linz mehr Jobs angeboten, als die Stadt Einwohner zählt. Facharbeitermangel (siehe auch Seite 4) und infrastrukturelle Erschwernisse für Pendler dürften aber die Gründe sein, warum der Linzer Arbeitsmarkt im Vorjahr nicht wie im übrigen OÖ um über zwei Prozent gewachsen ist.

Von landesweit 660.000 Beschäftigten Ende 2018 verdiente gut ein Drittel sein Brot in Linz. „Unsere Stärke ist die Breite des Angebots, das damit auch weniger krisenanfällig ist“, ist Bürgermeister Klaus Luger, SPÖ von der Linzer Wirtschaft überzeugt,

ohne Schwächen, wie den Fachkräftemangel wegzuleugnen. Keinen Grund zum Jammern, ortet auch ÖVP-Wirtschaftsreferent und Stadtvize Bernhard Baier. Jedoch mahnt er Wachsamkeit bei der Bewältigung des Facharbeitermangels und der auffälliger werdenden Abwanderung von Arbeitskräften in andere Landesviertel ein.

In der von ihm präsentierten Wirtschaftsstandort-Agenda wird ein Bündel an Maßnahmen zur Stärkung des Facharbeiterangebots aktiviert. „Verbesserung der Verkehrssituation und vor allem eine regionale Ausbildung der Fachkräfte sind die wichtigsten Maßnahmen. Ich kenne Einzelfälle von Abwerbung und Abwanderung, erkenne aber noch keinen Trend“, erklärt Baier.

Verlust

In Linz sind aktuell rund 3700 Stellen offen, in ganz OÖ derzeit über 30.000. Dass Linz unter anderem an das angrenzende Mühlviertel Facharbeiter verliert, weil sich diese die tägliche Verkehrsmisere ersparen wollen, bestätigt Thomas Denk, Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer in Linz. „Das Phänomen, dass Mitarbeiter mit diesem Argument abgeworben werden, registrieren wir natürlich.“ Genaue Analysen dafür gibt es noch nicht.

„Neue Gewerbegebiete im Mühlviertel sind auffällig rasch mit Betrieben voll“, bestätigt auch Pendlersprecher und ÖVP-Nationalrat Michael Hammer. Die Landeshauptstadt, aber auch das Land seien bei der Bewältigung der Verkehrsmisere weiterhin säumig, klagt er.

Erwerbsquote

Im Vergleich zu anderen Landeshauptstädten außer Wien hält Linz die höchste Erwerbstätigenquote. Zwei Drittel der Linzer im Alter zwischen 15 und 64 Jahren sind beschäftigt. Der Standort Linz biete neben fundierter Lehrlingsausbildung, Jobs in der Industrie, sowie im breiten Umfang im Dienstleistungssektor – und vor allem auch in der innovativen Kreativwirtschaft wie in der Tabakfabrik, ist Luger stolz.

Als Wermutstropfen empfindet Luger die im Vergleich zu ganz OÖ deutlich höhere Arbeitslosenrate von rund 7,7 Prozent. Wie in allen größeren Städten seien dafür schlecht ausgebildete Zuzügler, aber auch ältere Langzeitarbeitslose verantwortlich. Um gegen den Fachkräftemangel anzugehen fordert der Bürgermeister vom Bund eine Entbürokratisierung und Adaptierung der Rot-Weiß-Rot-Card. Potenzial ortet er auch bei den weiblichen Beschäftigten. 66 Prozent der Frauen im erwerbsfähigen Alter sind beschäftigt. Allerdings knapp 50 Prozent von ihnen in

Teilzeit.

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