„Die Leute müssen sparen“, sagt die 45-Jährige und nennt die Teuerung als Hauptgrund für die Schließung. Früher hätten sich ihre Kunden oft im Geschäft umgesehen und mehr als geplant gekauft, später wären sie nur noch wegen eines konkreten Wunsches gekommen. Kurz: Das Einkaufsverhalten hat sich verändert.
Clemens hatte sogar Unterstützung von ihrer Vermieterin erhalten, die die Miete nicht erhöht hatte. Aber sie spürte die Teuerung – abseits der alle betreffenden Energiekosten – noch an anderer Stelle: den gestiegenen Einkaufspreis für die Stoffe. Den musste sie zumindest teilweise an ihre Kundschaft weitergeben.
Wieder Zeit und Geld
„Die Menschen überlegen dreimal, ob sie sich meine Stoffe leisten können“, erzählt sie. Immerhin würden große Unternehmen die Ware viel billiger anbieten können. „Es hat keinen Sinn. Als Einzelunternehmerin kann ich nicht mit den Konzernen konkurrieren. Nur Großkonzerne können in der heutigen Zeit überleben“, sagt die gebürtige Vietnamesin, die mit ihrem Mann seit mehr als zehn Jahren in Falkenstein wohnt.
Mit einem „lachenden Auge“ sperrt sie ihr Geschäft zu, weil sie froh ist, im Privatleben endlich wieder mehr Zeit und Geld zu haben. Zuletzt arbeitete Clemens alleine in der „Stoffdealerei“ und war von früh bis spät gut beschäftigt. Aus finanzieller Sicht „ist am Ende des Monats nichts für mich selbst übrig geblieben. Es ist alles in das Geschäft geflossen“, berichtet die 45-Jährige.
„Ich bin traurig, nach elf Jahren meine Selbstständigkeit aufgeben zu müssen“, erklärt Clemens das „weinende Auge“. Leid tue es ihr zudem um ihre Kunden, die ihr regelrecht ans Herz gewachsen seien – und natürlich um die Qualität: „Selbstgenähtes hält einfach länger“, ist sie als Gegnerin der Wegwerfgesellschaft überzeugt. In die Selbstständigkeit wird Phuong My Clemens wahrscheinlich nicht mehr zurückkehren.
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