Stelzer: „Wir spüren die Dellen, die ganz Europa hat“

Thomas Stelzer bei einer Veranstaltung mit mehreren Personen im Hintergrund.
Mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz soll Oberösterreich aus der Krise kommen, sagt Landeshauptmann Thomas Stelzer.

Einen nüchtern-realistischen Ausblick auf die Lage des Landes gab Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) Dienstagabend im Forschungszentrum des Abwasserreinigungsspezialisten VTA in Rottenbach (Bez. Grieskirchen). „Wie in ganz Europa ist es auch bei uns nicht einfach. Der Standort spürt die Dellen, die ganz Europa hat“, sagte er vor rund 200 versammelten Unternehmern, die VTA und oe24 eingeladen hatten.

Gleichzeitig versuchte Stelzer Optimismus zu verbreiten. „Wir packen die Dinge an. Wir wollen neue Ideen in die Realisierung bringen.“ Ein Riesenthema sei die Künstliche Intelligenz (KI). Man müsse sie in die Wirtschaftskreisläufe und in die Unternehmen bringen. Universitätsprofessor Sepp Hochreiter habe ihm gesagt, dass nun bereits 2.700 Studenten KI an der Linzer Johannes-Kepler-Universität studierten. Man müsse trachten, diese nach dem Studium in Oberösterreich zu halten.

Fünf Personen sitzen an Tischen in einem Café. Ulrich Kubinger ist möglicherweise eine davon.

Unter den Gästen (v.l.): Landtagspräsident Maximilian Hiegelsberger, Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner, Marlen und Ulirch Kubinger, Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger

„Müssen aufholen“

„Das Allerwichtigste ist, dass die gesamte EU wieder ein wirtschaftskräftiger Standort sein will“, sagte Stelzer. „Wir müssen aufholen.“ Es gebe zwei großen Themen, das eine sei die Lohnentwicklung, das andere die hohen Energiekosten. Der Landeshauptmann plädierte dafür, das Merit-Order-System für die Strompreisbildung auszuhebeln. Das werde aber schwierig werden, weil es nur auf europäischer Ebene zu lösen sei. Die Energieversorger müssten noch stärker in den Ausbau der Stromnetze gehen.

Maria Pachner posiert mit einem älteren Mann vor einem roten Vorhang.

Unter den Gästen: Grieskirchens Bürgermeisterin Maria Pachner und der Unternehmer Karl Pilstl aus Raab, der demnächsten seinen 90. Geburtstag feiert 

Gezielte Zuwanderung

Nach den zwei Jahren der Rezession hofft Stelzer auf „leichtes Wirtschaftswachstum“. Europa schaffe sich nun eine eigene Sicherheit, dazu könne Oberösterreich mit seinen Unternehmen beitragen. Ein weiteres Thema sei der Fachkräftebedarf, „gezielte Zuwanderung wird einzentrales Thema“.

Haindl-Grutsch spricht bei einer Veranstaltung in ein Mikrofon.

Die Staatsquote von 54 Prozent ist ihm zu hoch: Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Oberösterreich. 

Ja zu Mercosur

Stelzer bekannte sich klar zum Abschluss des Freihandelsabkommens Mercosur mit den südamerikanischen Staaten. „Zwei Drittel unserer Produktion gehen in den Export. Wenn es nach Russland nicht geht und Amerika schwierig ist, wird es in andere Regionen gehen müssen.“ Zur Dreierkoalition auf Bundesebene sagte er, er sei froh, dass es eine funktionierende Regierung gebe, die Einsparungen vorgenommen habe. „Jetzt ist die Zeit gekommen, dass von ihr Impulse kommen. Alle haben den Ernst der Lage erkannt. Es entscheidet sich jetzt, ob wir ein Wohlstandsland bleiben.“

Daniel Erlinger spricht bei einer Veranstaltung in ein Mikrofon.

Daniel Erlinger, Geschäftsführer des Büromöbelherstellers HALI in Eferding

Wo soll Oberösterreich 2030, also in fünf Jahren, stehen? „Oberösterreich soll eine führende Region in der KI sein, wirtschaftlich stark dastehen und verlässlich in der Politik sein.“ Er gehe davon aus, dass er 2030 noch immer Landeshauptmann sein werde.

Im Anschluss entwickelte sich eine rege Diskussion. Christoph Wolkerstorfer, Technik-Vorstand bei TGW, wollte wissen, was die Landesregierung mache, um die Industrie zu stärken. Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger monierte fehlende Kinderbetreuungsplätze. Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung, zeigte sich irritiert über die hohe Staatsquote von 54 Prozent. Daniel Erlinger, Geschäftsführer des Büromöbelherstellers HALI, forderte den Ausbau der Windkraft. „Beim Wind sind wir keine Weltmeister.“ Gernot Aigmüller sprach die Probleme des Linzer Flughafens an.

Eine Gruppe von Menschen versammelt sich in einem Gebäude im römischen Stil mit einer Pferdestatue und einem Brunnen.

In der römischen Säulenhalle des Forschungszentrums fand der Empfang statt

Unter den Gästen waren auch Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner (FPÖ), Landtagspräsident Maximilian Hiegelsberger, Grieskirchens Bürgermeisterin Maria Pachner, der Raaber Rohstoffhändler Karl Pilstl, der ÖVP-Landtagsabgeordnete Günther Baschinger und mehrere niederbayerische Bürgermeister.

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