Momentan unterstützt er den afrikanischen Staat Senegal beim Aufbau eines Stahlwerks und von Eisenbahnlinien für den Erzabbau. Sein Knowhow im Stahlgeschäft und seine Kontakte machen Horst Wiesinger zu einem gefragten Mann. Er war Vorstandsvorsitzender des Industrieanlagenbaus der Voestalpine und stellvertretender Vorsitzender von VA Technologies. Als er dort 61-jährig in den Ruhestand ging, gründete er 2001 die Wiesinger Consulting GesmbH. Seitdem hat er 172 Projekt ein 48 Ländern realisiert.
Leute wollen arbeiten
Zum 85-er, den er am 24. März gefeiert hat , wollte er eigentlich aufhören, der Publizist Reinhard Waldenberger hat seine Biografie unter den Titel Der eiserne Visionär gestellt. Doch Wiesinger will nun weitermachen, sein berufliches Ende lässt er offen. „Solange meine Leistung angenommen wird, werde ich das tun.“ In Österreich sei die Beschäftigungspolitik falsch, die Leute möchten arbeiten, sagt er. Er habe das schon vor 20 Jahren dem damaligen ÖGB-Präsidenten Fritz Verzetnitsch gesagt.
Im Ausland gefragt
Es gehe hier so viel Knowhow und Erfahrung verloren. „Im Ausland wird sie aber gesucht und angenommen.“ In den vergangenen zehn, 20 Jahren sei die Arbeit generell abgewertet worden. „Langsam wird dieses Wort eine Schande.“ Man müsse aber den Wert der Arbeit wieder hochbringen, ich bin der Meinung, dass wir wieder mehr arbeiten müssen. Wir kommen aus der derzeitigen Misere nur raus, wenn wir wieder mehr arbeiten und produzieren. “
In Gefangenschaft
Wiesinger kommt aus bescheidenen Verhältnissen. „Ich habe meinen Vater zum ersten Mal mit acht Jahren gesehen, 1948. Er ist da aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurückgekommen, aus dem Ural. Er ist mit einem Zweiten geflüchtet. Über die fast einjährige Flucht hat er nie gesprochen, ich habe das erst viel später erfahren. Er war Schmied und hat dann in der voestalpine angefangen.“ 1952 übersiedelte die Familie von Eferding nach Linz. „Ich habe schon früh eine Beziehung zu Schrott und zum Stahl gehabt“, erzählt. „Die Mutter hat mich beauftragt, Milch zu holen, Futter für die Hasen zu besorgen und im Sommer habe ich Ähren auf den Felder eingesammelt, da haben wir fast das gesamte Mehl für das Jahr zusammengebracht. Mit neun Jahren habe ich begonnen, mit dem Leiterwagerl Schrott einzusammeln.“ Eine Tonne Schrott habe damals rund 500 Schilling gekostet. Ein Industriearbeiter habe netto rund 700 Schilling verdient. „Für eine Tonne habe ich drei Woche gesammelt.“ Mit dem Vater sei er schon das eine oder andere Mal in die Voest gefahren. Die Beziehung zum Stahl sei immer stärker geworden.
Ingenieur werden
„Ich wollte Ingenieur werden, darum bin ich in die HTL für Maschinenbau gegangen. Danach bin ich ins Konstruktionsbüro für den Brückenbau der Voest eingetreten. Ich musste händisch die Widerstands- und Trägheitsmomente für die Europabrücke bei Innsbruck berechnen. Das hat zwei Monate gedauert. Ich habe dann in der Voest aufgehört, um 20-jährig nach Leoben Eisenhüttenkunde studieren zu gehen.“
Mit vielen Jobs habe er sich das Studium finanziert. „Wir haben mit dem späteren Minister Rudolf Streicher die Schwammerlbrigade gegründet. Wir haben die Eierschwammerl um 20 Schilling pro Kilogramm von Sammlern eingekauft und um 40 Schilling in München verkauft. Das waren pro Saison zwischen 250.000 und 270.000 kg. Dann war ich auch Werbeansager im Donawitzer Fußballstadion. Und dann habe ich noch jede freie Woche in Linz am Hochofen gearbeitet.“
Ist Wiesinger heute reich? „Ich möchte nicht sagen reich, es geht mir mit gut. Den Rest meines Lebens kann ich ausfinanzieren.“
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