SPÖ-Chefin sitzt in der Doppelmühle

Wolfgang Atzenhofer
Birgit Gerstorfer muss im Getümmel der Bundes-SPÖ Farbe bekennen und rasch Akzente setzen.

In Schockstarre beobachten die Sozialdemokraten im Industrieland Nummer eins, Oberösterreich, wie sich die SPÖ auf Bundesebene zerfleischt. Andere Landesparteien, wie in der Steiermark oder im Burgenland, haben sich vom roten Gemetzel in Wien wegen anstehender Landtagswahlen offen distanziert. SPÖ-Chefin Birgit Gerstorfer ist dagegen abgetaucht. Von der Euphorie, die sie bei ihrer Installierung 2016 im Trubel um Bundesparteichef Christian Kern erlebte, sind nur Fotos übrig. Der Linzer SPÖ-Chef Klaus Luger hat den „Weg zum harmonischen Untergang“ verlassen und seiner Bezirkspartei eine radikale Öffnung verpasst. Die SPÖ ist weg von ihrem Klientel, „zu weit weg vom Ball“, sagt er zum KURIER.

Gerstorfer hat den Steilpass aus der Landeshauptstadt noch nicht aufgenommen. Doch das Wahljahr 2021 eilt mit Riesenschritten heran. Die in OÖ nie schwachen Grünen sind auf Bundes- und Landesbühnen quicklebendig. Sie werden weiter im roten Wählerteich fischen. Gerstorfer muss sich aus der Deckung wagen. Dabei sitzt sie wegen ihrer Loyalität zur Bundesvorsitzenden Rendi-Wagner und ihrem Amt in der Landesregierung in der Doppelmühle. Die Richtung, die Rendi-Wagner als die richtige vorgibt, zieht beim Wähler nicht. In der Landesregierung gibt Schwarz-Blau den Ton an. So kommt es, dass Gerstorfer etwa das von ihr als „Armutsgesetz“ verpönte Sozialhilfegesetz als Soziallandesrätin nun in die Praxis umsetzen muss.

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