Universität Linz: Rektor gerät selbst ins Schussfeld

Rektor der Johannes Kepler-Universität: Meinrad Lukas
Uni-Chef Meinrad Lukas kündigte den Geschäftsführer des Absolventenverbandes Kepler-Society. FPÖ übt Kritik.

Nach außen hin ist alles eitel Wonne. Rektor Meinhard Lukas hat den antifaschistischen Ruf der Linzer Universität gerettet, indem er den Geschäftsführer des Absolventenverbandes Kepler-Society umgehend entfernt hat. Auslöser der Affäre war eine Anzeige des Geschäftsführers der Kulturplattform KUPF wegen Wiederbetätigung, weil im Inserat der Keplersociety in der Broschüre des Burschenbundballes der Satz „...so bleiben wir doch treu“ enthalten war. Es entstammt der Auftaktzeile „Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu“ eines deutschen Volks- und Studentenliedes von 1814. Das Lied war auch im SS-Liederbuch an dritter Stelle angeführt.

Universität Linz: Rektor gerät selbst ins Schussfeld

Der Liedtext in der umstrittenen Broschüre

Doch politisch gärt es. Die gesamte Spitze der Landes-FPÖ ist über den Rauswurf des Geschäftsführers empört. Aber momentan will sich keiner der Führungsleute öffentlich äußern, um die Stimmung vor dem Burschenbundball nicht noch anzuheizen. Doch ein ranghöchster FPÖ-Repräsentant macht gegenüber dem KURIER seinem Ärger Luft. „Diesmal hat sich der Rektor vergaloppiert. Einmal ein bisschen rot zu sein, dann wieder ein bisschen schwarz und ein bisschen blau, damit ist nun Schluss. Das ist das Ende aller Zugeständnisse von unserer Seite. Das Ganze ist ein Skandal, der Rektor hat mit dem Betroffenen nicht ein einziges Mal geredet. Das ist ein Freiheitslied aus den Napoleonischen Kriegen. Sogar Heinrich Böll hat dieses Lied gesungen. Eigentlich müsste der Geschäftsführer der Kepler-Society eine Anzeige wegen übler Nachrede und Verleumdung einbringen. Die Ballbroschüre mit diesem Inserat gibt es seit drei Jahren. Lukas war bei unserem Ball und hat sich über das Inserat nie beschwert.“

Die FPÖ will nun mit Landeshauptmann Thomas Stelzer reden, wie die Landesregierung weiter mit Lukas umgeht. Die FPÖ ist bekanntlich Koalitionspartner.

Doch nicht nur bei den Blauen, sondern auch bei der ÖVP sorgt der Rauswurf für Unmut. Die schwarzen Studentenvertreter wollten sich öffentlich gegen Lukas äußern, wurden aber von der Parteispitze davon mit dem Argument abgehalten, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt sei. Sei sagen: „Wir lassen unsere Leute nicht auf diese Weise öffentlich exekutieren.“ Sie werfen Lukas seinen autoritären Führungsstil vor. Er habe mehrere Büroleiter „verbraucht“ und ein Großteil der Abteilungsleiter der zentralen Dienste habe den Job gewechselt.

Gerhard Stürmer, Präsident der Kepler Society, verteidigt die Kündigung. Gleichzeitig bricht er eine Lanze für ihn: „Er war ein toller Geschäftsführer. Seine existenzielle Vernichtung ist überhaupt nicht angebracht.“ Vor allem in den Medien. Er verteidigt aber auch die Vorgangsweise von Lukas: „Aufgrund der Medienanfragen war er zeitlich unter Druck.“

Welche Folgen hat die Affäre für Lukas? Vermutlich vorerst keine, weil er mit knapper Stimmenmehrheit für eine zweite Periode gewählt ist. Aber der Kreis seiner Unterstützer wird immer kleiner.

Lukas dürfte inzwischen klar geworden sein, was er ausgelöst hat. Am freitägigen Uni-Ball rief er plötzlich zum Dialog auf.

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