Pums Saisonbilanz: Viel Glanz, aber auch Schatten

Pums Saisonbilanz: Viel Glanz, aber auch Schatten
Sportdirektor Hans Pum kündigt personelle und strukturelle Änderungen im ÖSV an.

Hans Pum war zuletzt allerorten, nur nicht daheim in St. Oswald im Mühlviertel. In einem Winter mit gleich drei Weltmeisterschaften treibt es einen ÖSV-Sportdirektor um. Nach Aare, Seefeld und Östersund jetzt Andorra, wo die Alpinen das Weltcupfinale austragen. Und wo eine weitere Athletin statt im Ziel auf dem Operationstisch landete. Die 26-jährige Cornelia Hütter ist die vorläufige Letzte in einer langen Reihe.

Die Serie schwerer Verletzungen – vor allem im Kniebereich – müsse alarmieren, sagt Pum im Gespräch mit dem OÖ-KURIER: „Das ist einfach zu viel.“ Darüber seien sich alle Beteiligten einig. Und es werde auf allen Ebenen überlegt, was zu tun ist. Es spielten viele Faktoren zusammen, dementsprechend unterschiedlich seien die Ursachen. Eines steht für Pum jedoch fest: „Es ist alles sehr aggressiv abgestimmt. Da genügt ein kleiner Fehler.“ Das Tempo zu reduzieren sei dringend notwendig. Darüber hin aus müsse an der Kombination Ski-Schuh-Piste gearbeitet werden, um dem Ganzen Aggressivität zu nehmen.

Lob für Kriechmayr

In sportlicher Hinsicht bilanziert der ÖSV-Sportdirektor positiv: „Es war eine erfolgreiche Saison mit einem alles überragenden Marcel Hirscher. Er war wieder galaktisch, aber die Irdischen waren auch gut.“ Gemeint ist etwa der Oberösterreicher Vincent Kriechmayr, für den Pum voll des Lobes ist: „Er ist technisch ganz, ganz stark und ist sehr gut gefahren.“ Leider habe ihm dann und wann das nötige Glück gefehlt.

Eine starke Vorstellung hätten auch die Speed-Damen abgeliefert. Die ersten Drei – Nicole Schmidhofer, Stephanie Venier und Ramona Siebenhofer – im Abfahrts-Weltcup sprächen für sich. Und alles zusammen schlage sich im 30. Sieg im Nationencup in Folge nieder, Erfolgsbeweis für das große Ganze. Bei den Nordischen überwiege ebenfalls das Plus, vor allem die Kombinierer hätten sich großartig geschlagen. Auch die Skispringer, Herren wie Damen, hätten ihre anfängliche Schwäche überwunden: „Die kommen jetzt erst richtig in Form.“ Nicht zuletzt sei die Weltmeisterschaft in Seefeld in jeder Hinsicht perfekt verlaufen, resümiert Pum: „Bis auf den traurigen Fall, der alles überschattet hat.“ Unausgesprochen gemeint ist der neuerliche Dopingskandal in den Reihen des ÖSV.

Nicht um jeden Preis

Eines möchte Pum keinesfalls: „Man muss aufpassen, dass die nicht in eine Opferrolle kommen.“ Das Argument, wonach im Sport letztlich nur der Sieg zähle, was zu unlauteren Mitteln verleite, lässt der Sportdirektor nicht gelten. Die Gesellschaft definiere sich nun einmal über Erfolg, der nicht um jeden Preis angestrebt werden dürfe: „Man muss auch Werte leben.“ Sport sei harte Arbeit, es brauche Talent und sehr viel Training. Und: „Die Top-Athleten sind ganz stark im Kopf.“ Wer ganz nach oben wolle, müsse den Sport 24 Stunden am Tag leben – siehe Hirscher. „Aber alle kommen halt nicht ganz hin auf, das muss man zur Kenntnis nehmen.“ Jedenfalls würden im ÖSV Konsequenzen aus dem Schlamassel gezogen. Pum kündigt personelle und strukturelle Veränderungen an. Welche, darüber soll Ende des Monats im Präsidium und im Anschluss daran gemeinsam mit den Landesverbänden beraten werden. Er sei keinesfalls amtsmüde und werde bleiben, versichert er.

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