Polizei hob Drogenbande aus

Suchtgift-Bande war wie firma organisiert
Suchtgift-Bande war wie Firma organisiert

Ein Drogenhändlerring hat hauptsächlich in Linz, aber auch in anderen Teilen Oberösterreichs binnen zweieinhalb Jahren 480 Kilo Marihuana mit einem Straßenverkaufswert von rund 4,8 Millionen Euro verkauft. Elf Personen - zehn Afghanen und ein Türke - wurden seit November gefasst und sind in Haft. Zudem wurden Verteiler ausgeforscht und angezeigt.
Beim Kopf der Bande soll es sich um einen Afghanen, der 2013 nach Österreich kam und nach wie vor Asylwerber ist, handeln. Der 30-Jährige, der sich selbst als „Boss“ bezeichnete, dürfte seit 2015 einen harten Kern von zehn Komplizen um sich geschart haben. Mit ihnen holte er die Drogen aus Tschechien. Die genaue Quelle ist nach wie vor unklar, denn der Rädelsführer schweige und seine Komplizen habe er nicht über Details informiert, erklärte Reinhold Sommer, Leiter der Suchtgiftgruppe im Stadtpolizeikommando Linz. Die Ware soll dann teils in Wien zwischengelagert und teils in der Wohnung des Hauptverdächtigen im Süden von Linzgebunkert worden sein. Von dort waren die „Hot Spots“ der Stadt leicht zu beliefern.

Verteiler Zum inneren Zirkel der Bande gehörten noch 26 Subverteiler. Auch 90 Abnehmer, aus allen Gesellschaftskreisen, sind der Polizei bekannt. Der Kreis Letzterer dürfte allerdings noch wesentlich größer sein, denn umgelegt auf den Tatzeitraum ab August 2015 sei jeden Tag etwa ein halbes Kilo Suchgift an den Mann gebracht worden, rechnete der Leiter des Landeskriminalamts, Gottfried Mitterlehner, vor. Die gesamte Menge an verkauftem Marihuana entspreche „zwei großen Strohballen“. Der „Boss“ rekrutierte seine Leute teilweise, indem er ihnen einen Bargeldvorschuss von 3.000 Euro gab, den sie zunächst abarbeiten mussten. Eine Versorgungsfahrt nach Tschechien sollen 1500 Euro eingebracht haben. Der Hauptverdächtige soll auch nicht davor zurückgeschreckt sein, den 17-jährigen Sohn seiner Lebensgefährtin einzuspannen.
Die Drogensituation habe sich in Oberösterreich in den vergangenen Jahren verschärft, sagte Mitterlehner. So sei die Zahl der Anzeigen von 5.157 im Jahr 2015 auf 7.692 im Vorjahr gestiegen, wobei sich „das meiste in Linz abspielt“. Damit liegt OÖ bei den Drogendelikten hinter Wien an der unrühmlichen zweiten Stelle unter den Bundesländern.  Während die Lage bei den anderen Drogen weitgehend gleich geblieben sei, habe der Bereich Cannabis stark zugenommen. „Es ist durch die Flüchtlingsbewegung mehr geworden“, ist Mitterlehner überzeugt. Der stellvertretende Landespolizeidirektor Erwin Fuchs erläuterte den Hintergrund dieser Entwicklung: „Das Angebot übersteigt die Nachfrage“, daher werde oft aggressiv angeboten und es gebe mehr Leute, die bereit seien, im Straßenverkauf tätig zu sein. Die Polizei sieht sich somit in der Einführung von Schutzzonen an drei Linzer Drogen-Hotspots bestätigt.

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