Papst Benedikt: „Sind Sie der Landeshauptmann?“
Heuberger: „Wenn ich krank bin und mich hinter das Lenkrad setze, bin ich gleich gesund.“
1929 hat August Heuberger sen. 25-jährig den ersten Lkw mit Bestuhlung angeschafft. Vorher transportierte er die Leute mit dem Fiaker. Damit war der Grundstein für die Heuberger-Busfahrten gelegt. Gestern, Samstag feierte das Unternehmen im Veranstaltungszentrum Melodium in Peuerbach den 90. Geburtstag. Gustl Heuberger (72) führte das Unternehmen 36 Jahre lang. Er ist aufgrund seiner Leutseligkeit vielen Menschen bekannt. 2008 verkaufte er wegen fehlender Nachfolge die Firma, er fährt aber immer noch, rund 15 Fahrten pro Jahr. Die Firma gehört heute Manfred Sallaberger. Geradezu legendär sind die Rom-Reisen. Wegen Heubergers Kontakten „zu den geistlichen Herren“.
KURIER: Was erlebt man, wenn man mit Ihnen nach Rom fährt?
Gustl Heuberger: Ich bin in Rom sehr bekannt. Wenn ich in Trastevere durchgehe, ruft so mancher aus seiner Bar Augusto heraus. Ich habe im Laufe der Zeit sehr viele Menschen kennengelernt, ob das nun Gastwirte, Restaurantbesitzer oder Hoteliers sind. Auch geistliche Herren lernt man viele kennen.
Wie oft waren Sie schon in Rom?
Mehr als 200 Mal. 1972 das erste Mal. Da war ich 27 Jahre alt.
Früher sind Sie mit dem Bus in den Vatikanischen Gärten herumgekurvt. Machen Sie das heute auch noch?
Leider nicht mehr, aber wir dürfen heute noch hineingehen. Damals war Oberösterreich im Vatikan stark vertreten. Da gab es den Erzbischof Alois Wagner und Pater Johannes Schasching von den Jesuiten. Beide waren für mich Lebensmenschen. Sie haben mir viel gezeigt und ermöglicht. Wir sind am Karfreitag in den Gärten herumgefahren, obwohl sonst alles streng abgeschirmt war. Zehntausende Pilger haben am Petersplatz gewartet, wir sind mit dem Bus hineingefahren. Das war zugleich eine Werbung für mich.
Gab es noch weitere Türöffner?
Ja, zum Beispiel Rektor Hans Peter Fischer, den Chef des Campo Santo Teutonico. Er ist auch ein guter Freund. Oder sein Vorgänger Erwin Gatz. Meistens hatten wir Grieskirchner oder Baumgartner Bier mit. Das gefällt den Italienern. Erzbischof Gänswein kennt uns auch.
Es ist heute nicht mehr selbstverständlich, mit dem Bus zu reisen. Was ist der Vorteil einer Busreise gegenüber einem Flug nach Rom?
Wenn man einen modernen Autobus hat, kann man in Rom fast überall hinfahren. Die Gehwege sind bei einer Busfahrt eher kurz. Heuer ist es ein bisschen schwieriger geworden, weil die Bürgermeisterin die Busse aus der Innenstadt weghaben will. Die Abgasvorschriften wurden wegen den vielen Bussen verschärft. Unsere Busse verfügen aber über die neuesten Dieselmotoren. Es kostet auch, in die Innenstadt zu fahren. Pro Tag muss man mit 200 Euro rechnen. Zum Trevibrunnen kann man nicht mehr hinfahren, sehr wohl aber zum Kolosseum und zum Tiber. Nach den Besichtigungen können die Gäste einen Kaffee oder Bier oder ein Glas Wein im Bus trinken. Das sind Annehmlichkeiten. Ich begleite die Busgruppe bei den Ausflügen, der Chauffeur kommt auf die Minute dort hin, wo ich mit den Gästen unterwegs bin.
Sie sind also mit einem weiteren Chauffeur unterwegs?
Nach Rom benötigen wir 14 Stunden Fahrzeit. Ich wechsle mich dem anderen Chauffeur alle zwei Stunden ab. Die Menschen empfinden die Fahrt als kurzweilig. Wenn wir um vier Uhr früh weg fahren, sind wir um 18 Uhr in Rom.
Was bedeutet Rom für Sie persönlich?
Sie ist die Welthauptstadt. Die römischen Kaiser hatten als erste eine Art Vereintes Europa. Das Papstwesen ist auch für uns schlagend geworden. Mit den Italienern habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich war schon mehr als 200 Mal in Rom und ich wurde kein einziges Mal bestohlen. Einmal wurde in den Bus eingebrochen, aber daran war ich selbst schuld, weil ich meine Aktentasche im Bus habe liegen lassen.
Von Ihnen wird eine legendäre Geschichte erzählt, dass Papst Benedikt auf Sie zugegangen und Sie als Landeshauptmann begrüßt haben soll.
Das war 2005. Er ging auf mich zu und fragte mich, ob ich der Landeshauptmann sei. Das war lustig.
Gibt es noch andere, ähnliche Begebenheiten?
Früher gab es im Vatikan den aus Neulengbach stammenden Kardinal Alfons Maria Stickler (1910 - 2007), der mit Papst Johannes Paul II. eng befreundet war. Stickler hat auch die Volkskundlerin Katharina Dobler aus Zell an der Pram gut gekannt. Bei einem Kaffee mit Dobler in Zell sind wir draufgekommen, dass Johannes Paul ein Prostataleiden hat und dass der Honig des Imkers Reitinger aus Zell für den Papst gut wäre. Dann bin auch zwei Jahre lang Honig-Lieferant für den Papst geworden. Zuerst habe den Honig beim Stickler abgeliefert, in weiterer Folge habe ich ihn dann selbst in der Papstküche abgegeben. Ein Schweizer Gardist hat mich da begleitet. Ich habe auch zwei Fußballmatches der Union Peuerbach gegen die Schweizer Gardisten eingefädelt.
Vor einigen Jahren haben wir ein Kripperl aus Geboltskirchen für die Kirche des Campo Santo Teutonico gespendet und nach Rom gebracht. Die Kirche ist gleich links vom Petersdom.
Kann ein Busunternehmen heute bei dieser intensiven Konkurrenz in der Reisewelt überleben?
Ja, das kann man. Unser Geschäft läuft gut. Man braucht mehrere Standbeine. Reisen allein wären ebenso zu wenig wie Buslinien zu betreiben. Man braucht Vereinsfahrten, ein Reisebüro, in dem alle Reisen verkauft werden, Schulausflüge, Schulbusfahrten, Schifahrten, Arbeiter- und Linienverkehr. Das Beste, was eine Firma haben kann, sind gute Mitarbeiter und Chauffeure. Die Fahrer sind die Visitenkarten der Firma.
Wie ist es, als Fahrer am Lenkrad eines Busses zu sitzen?
Das ist für jeden verschieden. Für mich ist das die beste Erholung. Wenn ich krank wäre, ist nach drei Kilometer Fahrt der Husten weg.
Ist Ihnen noch nie etwas zugestoßen?
Nein, nie. Ich bin in meinem Leben sicher schon 3,5 Millionen km gefahren. Man muss immer so fahren, dass man jederzeit stehen bleiben kann. Der Gast muss sich sicher fühlen.
Busse sind eine teure Investition.
Sie kosten im Schnitt 300.000 Euro. Sie fahren in fünf Jahren rund 400.000 km. Die Sechs-Zylinder-Motoren haben rund 440 PS und verbrauchen bei 50 Mitfahrenden rund 23 Liter Diesel auf 100 km.
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