Jüngster Bürgermeister in OÖ: "Statt Sudern ins Tun kommen"

Alexander Leutgeb
ÖVP-Bürgermeister trat nach Alko-Unfall zurück. SPÖ-Kandidat Alexander Leutgeb zum neuen Ortschef gewählt.

Zusammenfassung

  • Alexander Leutgeb, 26, wird jüngster Bürgermeister Oberösterreichs nach einem Erdrutschsieg der SPÖ in Baumgartenberg.
  • Leutgeb, der gegen die regierende ÖVP-Kandidatin gewann, plant Veränderungen wie die Sanierung des Marktstadls und der Machland Arkade.
  • Leutgeb stellt Kompetenz über Alter, plant keine politische Karriere und legt Fokus auf seine Aufgaben als Bürgermeister und Lehrer.

In Baumgartenberg, einer Marktgemeinde mit 1.844 Einwohnern im Bezirk Perg (OÖ) ist am Sonntag ein Erdrutsch passiert. Ein politischer. Denn dort stellt die SPÖ jetzt den Bürgermeister. Alexander Leutgeb ist mit 26 Jahren noch dazu der jüngste Ortschef Oberösterreichs. In Österreich ist nur der Bürgermeister aus Hainburg (NÖ) jünger als Leutgeb.

Mit 60,5 Prozent hat er sich deutlich gegen Natascha Burian, der Kandidatin der mit absoluter Mehrheit regierenden ÖVP, durchgesetzt. Die Wahlbeteiligung war hoch, sie lag bei 76,4 Prozent. 2021 hat Leutgeb im ersten Wahlgang nur knapp mehr als 19 Prozent der Stimmen erhalten - keine Chance gegen Gerhard Fornwagner von der ÖVP, der sich mit 68,9 Prozent schon im ersten Wahlgang den Bürgermeistersessel holte. 

Amtszeit endet mit Alko-Unfall

Im September des Vorjahres ging Fornwagners Amtszeit jäh zu Ende. Der damalige Bürgermeister geriet in eine Polizeikontrolle, flüchtete und baute danach alkoholisiert einen Unfall. Noch im Spitalsbett reichte er seinen Rücktritt ein. Und machte so den Weg frei für den Erdrutschsieg der SPÖ.

"Die Menschen wollten eine Veränderung", ist der neue Bürgermeister Alexander Leutgeb nach seiner Wahl froh über den Ausgang. Der nun jüngste Bürgermeister Oberösterreichs ist in einem "politischen, aber nicht parteipolitischen Haus" aufgewachsen. 

"Die Nähe zu Mauthausen und Gusen hat mich schon sehr früh geprägt, ich war immer schon historisch interessiert", erinnert sich Leutgeb, der auch gleich eingangs betont: "Das Alter spielt keine Rolle, entscheidend ist die Kompetenz." Denn diese zähle in der Politik. 

FPÖ-Erfolg als Motivation

Als die FPÖ mit Norbert Hofer fast den Bundespräsidenten gestellt hätte, war für ihn klar, dass er sich politisch engagieren werde. Fornwagners Fehltritt hat ihm jetzt eine Chance eröffnet, die Leutgeb zu nutzen wusste: "Wann hat man denn die Energie, etwas zu verändern? Ich will Dinge nicht so hinnehmen, wie sie sind. Sudern ist nicht meins, deshalb bin ich ins Tun gekommen."

Zu tun gibt es viel in Baumgartenberg, sagt Leutgeb. Denn abgesehen davon, dass er - anders als die ÖVP-Konkurrentin - im Ort aufgewachsen und bei den Vereinen aktiv sei, habe auch die Themenlage für ihn gesprochen. 

Themenlage sprach für SPÖ

Etwa, dass die ÖVP es nicht geschafft habe, den seit 2022 behördlich gesperrten Marktstadl, zu sanieren. "Heuer feiern wir 20 Jahre Markterhebung und haben keinen Veranstaltungssaal", skizziert Leutgeb. Und dass der Bauernmarkt seither dort nicht mehr stattfinden könne, beschere vielen Landwirten, die dort ihre Produkte verkauften haben, eine Problem, 

Nicht gut steht es außerdem um die Nahversorgung im Ort. Der Bäcker hat zugesperrt, der Unimarkt "sucht händeringend um einen Betreiber". Das sei auch wegen vieler Schülerinnen und Schüler ein Thema im Ort. 

Was er auch angehen will, oder vielmehr muss: Die Machland Arkade, ein recht desolates, aber denkmalgeschütztes Gebäude mitten im Ortskern. "Die Gemeinde hat es gekauft, um dort die Musikschule zu errichten", erinnert sich Leutgeb. Daraus ist allerdings nichts geworden, nun verfällt das Areal vor sich hin.

Verkauf der Machland Arkade möglich

"Die Menschen wünschen sich aber eine Lösung für das Haus im Zentrum", weiß Leutgeb aus den vielen Gesprächen, die er vor und im Zuge des Wahlkampfes geführt hat. Er will jetzt Experten ins Boot holen, um Verwertungsmöglichkeiten auszuloten, dazu wird es Gespräche mit der ÖVP geben, so Leutgeb, der den "fachlich kompetenten ÖVP-Gemeindevorstand fürs Bauen" stark einbinden will. 

Dabei kommt für Leutgeb sowohl der Verkauf an private Investoren infrage, wie auch eine Sanierung durch die Gemeinde. Wissend, dass "die Substanz sehr schlecht" ist. Er würde sich jedenfalls wünschen, dass dort ein Kaffeehaus etabliert wird, um neues Leben im Zentrum zu schaffen. 

Jüngster Bürgermeister in OÖ: "Statt Sudern ins Tun kommen"

Dass die ÖVP eine absolute Mehrheit hat, hält er als neuer SPÖ-Bürgermeister für nicht problematisch. "99 Prozent unserer Beschlüsse waren bisher einstimmig. Jetzt wird in den Ausschüssen vielleicht ein wenig härter diskutiert werden müssen." 

"ÖVP wird jetzt nicht destruktiv werden"

Er habe die Kollegen von der ÖVP immer als sehr konstruktiv erlebt: "Die werden jetzt nicht destruktiv werden, nur weil ich von der SPÖ Bürgermeister bin." Und er selbst verspricht, unvoreingenommen auf Menschen zuzugehen und Ideen ohne Parteibuchdenken zu behandeln. 

Aktuell lotet Leutgeb, der in einer Lebensgemeinschaft lebt, aus, wie er seine Zeit als Bürgermeister und Lehrer an der Polytechnischen Schule für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Bedarf unter einen Hut bringt. Denn das Unterrichten will er keinesfalls aufgeben: "Ich habe ja auch eine Verantwortung meinen Schülern gegenüber." 

Politische Karrierepläne wälzt er aktuell nicht. "Ich habe hier eine Rolle mit großer Verantwortung", stellt Leutgeb klar, "mein Fokus liegt auf Baumgartenberg. 2027 haben die Menschen hier dann die Möglichkeit, bei der Wahl über meine Zeit als Bürgermeister zu urteilen." Und fügt an: "Dann werden vielleicht auch im Gemeinderat die Karten neu gemischt."

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