Winkler: Meine Frau war vor 20 Jahren sehr krank. Ich musste viel zu Hause sein, obwohl ich beruflich stark eingeteilt war. Wir haben vier Kinder und zwei Enkelkinder. Ich habe damals ein Nachbarschaftsprojekt in Wien-Hernals gestartet und 200 Haushalte persönlich besucht und mich auch finanziell engagiert. Es war mir damals schon klar, dass ich etwas machen will, wenn ich beruflich leiser trete. Ich bin immer ein Bäcker kleiner Brötchen gewesen, aber vieler Brötchen. Auch beruflich. Wenn man das über 30 Jahre macht, kommt auch ein schönes Ergebnis heraus.
Warum wollen Sie als inzwischen Wiener Parteichef in Oberösterreich werden?
Ich wurde angesprochen. Ich habe mich mit Alois Stöger getroffen und ihm meine Bedenken geschildert, weil ich 33 Jahre von der Politik weg bin. Ich war Unternehmer und habe bestimmte Einstellungen. Ich glaube , es sind starke sozialdemokratische Einstellungen. Ich bin erzogen werden, dass zuerst die Leistung kommt, und erst dann das andere. Ich habe viele Gespräche mit Leuten aus der Partei geführt und es war ein starker Rückhalt da. ich war selbst überrascht. Die Gewerkschafter haben gesagt, endlich einer, der mit zwei Beinen im Leben steht.
Sie definieren Leistung, Respekt und Sicherheit als Grundwerte Ihrer Politik. Diese könnten auch von der ÖVP stammen. Damit verbindet man nicht unbedingt eine sozialdemokratische Positionierung.
Hier ist etwas verloren gegangen. Bruno Kreisky hat in seinem ersten Wahlkampf Leistung, Aufstieg und Sicherheit plakatiert. Hannes Androsch hat immer gesagt, wir sind die Partei für das faire Verteilen, aber zuerst müssen wir das erarbeiten. Meine Oma war eine Ursozialdemokratin und für sie war die Leistung das Zentrale. Sie hat immer zu mir gesagt, mach’ dich nützlich, Bua.
Die Arbeiter wählen heute mehrheitlich die FPÖ. Wie wollen Sie diese frühere SPÖ-Kernwählerschicht zurückholen?
Ich habe den Begriff Aufstieg durch Respekt ersetzt. Die Menschen haben sich zurückgelassen und übersehen gefühlt.
Was verstehen Sie unter Respekt?
Es geht um Respekt vor der Leistung. Ob die Menschen nun Putzen gehen, im Schichtbetrieb arbeiten oder ob sie Handwerker sind. Das bewegt mich auch innerlich, ich glaube, die Menschen spüren das. Ich habe 30 Jahre lang hart gearbeitet. Die Perspektive für die Zukunft ist für sie ein großes Thema. Ich greife deshalb auch das Energiethema auf. Oberösterreich ist ein Industriebundesland und das Wichtigste ist heute günstige Energie. Wir zahlen ganz viel Geld für Öl und Gas ins Ausland.
Also viel stärkere Investitionen in erneuerbare Energie?
Nicht nur erneuerbare. Wir haben Sonne, Wind, Berge und Wasser. Es muss massiv in Windenergie und Photovoltaik investiert werden und wir müssen viel mehr Pumpspeicherkraftwerke bauen, um die erneuerbaren auszusteuern. Das muss man ganz massiv angehen und intelligent finanzieren. Ich habe das beispielsweise im Burgenland schon gemacht.
Die Freiheitlichen haben offensichtlich Landeshauptmann Stelzer dazu gebracht, dass ganz Oberösterreich eine Windverbotszone ist. Wir gefährden damit die Zukunft des Landes. Es ist ein Wahnsinn, wenn Stelzer den Strompreis subventionieren will. Das ist ein Fass ohne Boden. Wir brauchen eine Ausbauoffensive. Die Energie AG baut jetzt in Slowenien statt in Oberösterreich. Ich sage den Menschen, wir bauen, bauen, bauen. Der Laden muss brummen. Damit werden wir die Menschen wieder erreichen.
Was ist Ihr Ziel für die Landtagswahl 2017? Die SPÖ hält bei 18 Prozentpunkten.
Ein deutlicher Zugewinn, das sind mehr als zwei, drei Prozent. Die FPÖ liegt bereits vor der ÖVP. Das Wiener Ergebnis muss bei der ÖVP Oberösterreich die Alarmglocken auslösen. Haimbuchner liegt vor Stelzer.
Was ist Ihr politisches Ziel?
Ich will Oberösterreich als Industriebundesland Nummer eins erhalten. Es gibt dafür eine Große Koalition aus den Eigentümern der Betriebe, ihren Mitarbeitern und ihren Familien, die Zulieferern und Dienstleistern, die das auch alles brauchen. Ich kämpfe für die Energieunabhängigkeit Oberösterreichs, denn sie ist die Grundlage, dass wir das alles erhalten können.
2027 werden Sie wohl die schwarz-blaue Koalition ablösen wollen?
Das ist ganz klar. Sollte die FPÖ vorne liegen, werden SPÖ und ÖVP darüber nachdenken, was wir tun? Sollte die ÖVP vorne liegen, hat sie das Thema, mit wem sie koalieren wird.
Wollen Sie mit der ÖVP koalieren?
Natürlich würde ich mit ihr koalieren Aber natürlich wäre es mir lieber, wenn wir selbst vorne liegen. Wir werden auch mit der FPÖ reden, wir reden mit allen.
Können Sie sich die FPÖ als Koalitionspartner vorstellen?
Im Moment ganz schwer.
Aber Sie schließen eine Koalition mit der FPÖ, wie das der Wiener Bürgermeister Ludwig gemacht hat, nicht aus?
Nein, ausschließen tue das nicht. Man muss miteinander reden. Ich muss die Kampeln (Herren) erst kennenlernen. Es ist mit einer FPÖ immer sehr schwierig, wenn ich zum Beispiel höre, dass es wieder ein Reinthaler-Gedenken gibt, der ein hochdekorierter SS-ler war.
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