Nebenbuhler verprügelt, Familie vor Gericht

Schwer bewacht: Bruder, Mutter und Vater des geflohenen Hauptangeklagten
Vor Schöffensenat: Mutter nicht rechtskräftig verurteilt.Frau eingesperrt, Mann floh in Türkei.

Nach einer Attacke aus Eifersucht, bei der ein Nebenbuhler schwer verletzt im Spital landete, floh ein 32-Jähriger Anfang Juni in die Türkei. Drei Familienmitglieder, die ihn bei dem Übergriff im Bezirk Grieskirchen unterstützt haben sollen, mussten sich Montag am Landesgericht Wels vor Schöffen verantworten. „Eine Beziehungstat mit türkisch-kulturellem Hintergrund“, versuchte der Verteidiger des Trios um Verständnis für den emotionalen Ausnahmezustand der Familie zu werben.

Bewacht von zehn Polizei- und Justizbeamten wurden Mutter und Vater sowie der Bruder des flüchtigen Hauptverdächtigen aus der U-Haft in Handschellen vorgeführt. Bei drückender Hitze im kleinen Saal war auch die Stimmung fiebrig. Absichtlich schwere Körperverletzung, gefährliche Drohung, Verstoß gegen das Waffengesetz und Freiheitsentziehung lauteten die Anklagepunkte.

Anfang Juni soll der Geflüchtete seiner 31-jährigen Frau in der Wohnung mit einem Messer ein Geständnis über ihre Beziehung zu einem 52-Jährigen abgepresst haben. Per Handy der Frau lockte er den Nebenbuhler laut Anklage nach Schlüßlberg. Gemeinsam mit seinem Bruder, 28, soll er den Widersacher dort mit einem Baseballschläger und einer Stahlrute traktiert

haben.

Seine Mutter dürfte der Gehörnten beauftragt haben, die Ehefrau zu bewachen. „Ich wollte nur aufpassen, dass sie sich nichts antut“, erklärte sich die Mutter weinend. Allerdings sagte sie in einem Tonbandmitschnitt: „Wärst du meine Tochter, würde ich dich umbringen“. Der Vater war mit dem Pkw ebenfalls zum Treffpunkt gefahren und hat dort – so der Vorwurf – auch zugeschlagen.

Wollte schlichten

„Ich hab’ den Baseballschläger genommen und weggeworfen. Ich wollte nur, dass niemand verletzt wird“, schilderte der 58-Jährige. Über Anwalt und Dolmetscher teilte er mit, dass frühere Aussagen nicht stimmten. „Ich hatte Stress und einen psychischen Schock“, erklärte er. Über die Aktivitäten seiner Söhne bei der Prügelei wusste er wenig. „Er passt seine Angaben dem Beweisverfahren einfach an“, so der Richter, als der Vater erklärte er sei bei Vernehmungen angeschrien worden.

Die Mutter wurde nicht rechtskräftig zu acht Monaten Haft, davon zwei unbedingt, verurteilt. Der Prozess gegen die Männer wurde vertagt. W. Atzenhofer

Kommentare