Nachtparkverbot: Offensive gegen Camper am Attersee

Nachtparkverbot: Offensive gegen Camper am Attersee
An einem Teil des Attersee-Ufers wird nächtliches Parken wegen der Wohnmobile verboten.

Die Ersten sind mittlerweile die Letzten. Wer früher an einem heißen Sommertag vor 9 Uhr Vormittag am Attersee eintraf, konnte sich seinen Badeplatz noch in aller Ruhe aussuchen. Mittlerweile müssen Tagesgäste froh sein, wenn sie um diese Uhrzeit überhaupt noch einen Pkw-Abstellplatz finden, um an Österreichs größtem Binnensee das herrlich türkise Nass genießen zu können. Wo auch immer man hinkommt – sie sind nämlich schon da: die Campingbusse. Denn sie waren die Nacht davor auch schon da.

Bei einem KURIER-Lokalaugenschein Mitte August reihten sich – noch bevor die Morgensonne über dem Höllengebirge aufstieg – Camper an Camper an Camper. Und weil diese Wild- und Dauercamper trotz Verbots immer mehr zum Problem werden – schließlich geht es auch um das Reizthema „freier Seezugang für alle“ – greift man am Attersee nun zu drastischen Gegenmaßnahmen.

An welchen Bereichen des Attersees bald Nachtparkverbot gilt

Konkret soll am gesamten Ostufer – das sind rund 20 Kilometer an der Seeleiten-Straße B152 – im Sommer ein Nachtparkverbot gelten; und zwar von 1. Mai bis 30. September, jeweils von 23 bis 4 Uhr. Die neuen Verbotsschilder bei den rund 20 öffentlichen Badestellen am Ostufer sind derzeit noch verhüllt – sobald die  entsprechende Verordnung der Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck kundgemacht ist, erfolgt die Freigabe, berichtet der Weyregger Bürgermeister Michael Stur dem KURIER.

Gemeinden wehren sich

Vorausgegangen war dem Ganzen eine gemeinsame Initiative der Attersee-Gemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach, die sich dadurch Erleichterung von der spätestens seit der Corona-Pandemie ausufernden Problematik erwarten. Schließlich wird wegen der vielen Wohnmobile ja nicht nur Tagesgästen – vorwiegend aus Oberösterreich – der freie Seezugang verunmöglicht, sondern auch Einheimischen und den in der Region untergebrachten Urlaubern; demgegenüber bringen Wildcamper (die meisten kommen aus Deutschland, Tschechien, Italien, aber auch aus Österreich) den Gemeinden kaum Geld, dafür aber hohe Kosten wegen Übernutzung der kostenlosen Badeinfrastruktur.

Nachtparkverbot: Offensive gegen Camper am Attersee

Die Parkverbot-Schilder sind noch verhängt.

Kaum Einnahmen

„Wir haben de facto nichts davon, müssen aber für die ganze Müllentsorgung und Reinigung aufkommen. Und fangen auch viele Beschwerden der Bevölkerung ab. Das ist eine Situation, die wir nicht wollen“, beschreibt Stur. „Wir haben regelrecht Camper-Kolonnen, und manche stehen sogar wochenlang am See. Der soll aber grundsätzlich für alle verfügbar sein.“

Doch warum ist es so schwer, ein ohnedies an den Badeplätzen ausgeschildertes Wildcamping-Verbot zu exekutieren? Laut Stur sei das oberösterreichische Tourismusgesetz aufgrund des erlaubten „zeitweiligen Aufenthalts“ von 90 Minuten binnen drei Stunden unglücklich formuliert. „Da müsste sich ein Polizist drei Stunden neben einen Wohnwagen stellen, um strafen zu können. Das ist unmöglich. Mit dem Parkverbot gibt es dann aber keine Diskussionen mehr“, so der VP-Ortschef, der trotzdem davon ausgeht, dass es „zwei bis drei Jahre“ benötigt, bis das Problem Geschichte ist.

 

Stur hofft, dass die Verordnung noch in diesem Sommer bei anhaltendem Badewetter in Kraft tritt, da man schon seit einem Jahr gemeinsam mit den Nachbargemeinden an diesem Parkverbot arbeite.

Trifft auch Einheimische

Allerdings: Die Regelung wird auch Einheimische treffen. Ein romantisches Tête-à-Tête am lauschigen Seeplatzerl? Seine Angel an einer entlegenen Stelle ins Wasser werfen? Geht künftig nur noch bis 23 Uhr beziehungsweise ohne Pkw. „Ja, das ist die Kehrseite der Medaille“, sagt Stur.

Und die Politik betont, dass Wohnmobil-Fahrer weiterhin willkommen seien, wenn sie sich nur tagsüber am See aufhalten oder eben die offiziellen Campingflächen am Attersee – neben den bestehenden acht Campingplätzen werden auch private Stellplätze vermietet – benutzen und so „die geltenden Gesetze respektieren“, wie auch Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) erklärt. „Nur so können die natürliche Schönheit und die ökologische Integrität dieser besonderen Region geschützt werden.“

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