Most aus Oberösterreich: Landessäure im Aufschwung
Prämierte Flaschen aus OÖ.
Von Karl Leitner
Oberösterreichs Mostbauern haben sich mit einer Qualitätsoffensive einen Spitzenplatz bei Obstweinen erarbeitet. Rund 420 Betriebe stellen aktuell professionell Most her, wobei die Produktionsmethoden der „Landessäure“ ständig verfeinert wurden. Viele Mostbauern sehen sich als Unternehmer – etwa Wolfgang Schober aus Naarn im Machlande. Er hat 2009 rund 500.000 Euro in eine moderne Produktion gesteckt. In seinen 5000-Liter-Fässern reift auch Most von anderen Mostbauern, für die er Lohnabfüller ist.
Rund 80.000 Liter eigener Most verlassen jährlich den Betrieb – gepresst aus Früchten von Streuobstwiesen und Tafelobst. 90 Prozent werden direkt vermarktet, der Rest geht in den Handel. „Seit mehr als zwei Jahrzehnten gibt es einen Qualitätsschub in der Branche“, sagt Schober, der von seiner Frau Maria und den Töchtern Theresa und Johanna unterstützt wird.
Wolfgang Schober und Maria Hopfner verkaufen jährlich 80.000 Flaschen Most.
Aufklärung fruchtet
Mosthersteller haben sich seither immer mehr an die Standards der Weinproduktion angelehnt – mit Erfolg: Qualitätsmost ist mittlerweile das Aushängeschild der Branche. „Wir haben jahrelang Aufklärungsarbeit gemacht – jetzt fruchtet sie“, sagt Josef Deisinger aus Katsdorf. Er produziert Most, Fruchtsäfte und Edelbrände aus eigenem Obst.
Vor 25 Jahren startete er mit einer Mostschenke, in der er jährlich 10.000 Gäste bewirtet.
Josef Deisinger erzeugt Most, Fruchstäfte und Edelbrände.
Der Kopfinger Stefan Fischer hat sich komplett dem Obstwein verschrieben: „Früher hatten wir Milchkühe, jetzt produzieren wir Obstweine“. Die Betonung liegt auf „Obstwein“ – denn das Wort Most lehnt Fischer, der einen HBLA-Abschluss in Önologie und Pomologie (Obstlehre) hat, ab. Eine Strategie, um die Besonderheit des Produkts hervorzuheben.
Stefan Fischer hat von Milch auf Obstwein umgestellt.
Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer (LK) OÖ hat Verständnis dafür, auch wenn für ihn das Wort Most Bestand hat. „Es hat Anstrengungen in der Professionalisierung der Produktion gegeben, die jetzt sichtbar werden,“ so Waldenberger zum KURIER. Er begrüßt Marketingaktivitäten wie die Gründung eines Verbandes für Most und Obstwein.
Viele Auszeichnungen
Auszeichnungen wie jene für den besten Jungmost stärken das Image weiter. Neben Schober, Deisinger und Fischer haben diese heuer acht weitere oö. Mostbauern erhalten: Köglerhof in Gramastetten, Most Schurl Genusshof in Neukirchen an der Vöckla, Hofkellerei Lackner in Walding, Humer z´Reith sowie Obstgut St. Isidor in Leonding, Kronbergerhof in Scharten, Mostschänke Rohrhuber in Wilhering und Zöchlinger Most in Waldhausen. Der 2025er-Apfel-Birnen-Most überzeuge durch „fruchtiges, spritziges und erfrischendes junges Aroma“, so die Jury. Ein Geschmack, „weit weg von den Mostqualitäten aus vergangenen Tagen.“
Trend: Bio, alkoholfrei
Mittlerweile halten auch Trends wie Bio oder weniger Alkohol Einzug in die Branche. „Wir bieten fast nur mehr Biomost an“, sagt Deisinger. Schober geht noch weiter: Er ist laut eigenen Angaben erster Anbieter von alkoholfreiem Most in Österreich. „Wir merken eine große Nachfrage – der kommen wir nach“. Jährlich werden in OÖ von professionellen Betrieben und privaten Herstellern 3,5 Millionen Liter Most hergestellt.
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