OÖ: Mit acht bis zehn Prozent höchste Arbeitslosigkeit seit 1945

Selbst die neuen Flugtaxis helfen FACC nur bedingt
Die Arbeitslosigkeit wird bis zum Jahresende auf acht bis zehn Prozent steigen.

Oberösterreich gehört normalerweise zu den Bundesländern mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit, doch sie wird diesen Winter (Dez. 2020/Jan. 2021) auf ungewohnt hohe acht bis zehn Prozentpunkte emporschnellen. Gerhard Straßer, Leiter des Arbeitsmarktservice (AMS) Oberösterreich, nennt dafür mehrere Gründe. „Mit 30. September läuft die Kurzarbeit aus, es folgt eine einmonatige Behaltepflicht. Vermutlich wird es dann zu Kündigungen kommen.“ Dazu kämen Kündigungen von „normalen“ Unternehmen und von Großbetrieben wie beispielsweise bei der FACC. Weiters gebe es die übliche Saisonarbeitslosigkeit im Winter.

Tourismus-Krise

Im Dezember 2019 betrug die Arbeitslosigkeit 6,1 Prozentpunkte, heuer liege wegen Corona die Arbeitslosenrate generell um zwei Prozent höher, so Straßer. Er erwartet auch, dass die Corona-bedingte Krise in der Gastronomie und im Wintertourismus auf dem oberösterreichischen Arbeitsmarkt durchschlagen wird, denn es würden Oberösterreicher in den westlichen Bundesländern im Tourismus tätig sein. Diese würden normalerweise im Winter voll durcharbeiten, heuer müsse man aber mit Arbeitsplatzverlusten rechnen.

Reisewarnungen sind "tödlich"

Wie kann man dagegen ankämpfen? „Die Warnungen in benachbarten Staaten vor Urlaub in Österreich sind tödlich“, sagt Straßer. Gegen solche Außeneinflüsse helfe nur wenig. „Wir versuchen durch Qualifikation Beschäftigung zu schaffen.“ Es gebe immer noch Bereiche, wo Arbeitskräfte gesucht würden, zum Beispiel in der Pflege oder im Handwerk. Es gebe 17.000 offene Stellen, „wir müssen schauen, dass wir die Leute dorthin bringen“.

Pflege statt FACC

Bei den Arbeitssuchenden stellt das AMS wegen der Angst vor dem Virus auch eine Scheu vor bestimmten Berufen fest, wo die Beschäftigten mit vielen Menschen in Kontakt kämen.

Birgit Gerstorfer, Landesrätin und Landesvorsitzende der SPÖ, fordert von den Kollegen in der Landesregierung die Einberufung eines Industriegipfels. Sie lud auch jene 650 Mitarbeiter des Flugzeugteileherstellers FACC ein, die gekündigt werden, in den Pflegeberuf zu wechseln, denn da würden Arbeitskräfte gesucht. Das Einkommen in der Ausbildungszeit wird vom AMS finanziert und nach dem Abschluss winke „ein wirtlich attraktives Gehalt und eine langfristige Jobgarantie“ (Klaus Jagereder vom AMS Ried/I.). Landesrat Günther Steinkellner (FPÖ) wirft Gerstorfer vor, mit ihrem Vorschlag beide Berufsgruppen – Pfleger und Flugzeugingenieure – zu verhöhnen. Der Pflegeberuf sei eine Berufung, Gerstorfer verkenne die Realität.

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