Der Leader heißt Tadej Pogačar, ist 24, kommt aus Slowenien und gilt als zurzeit Bester der Zunft. Zweimal, 2020 und 2021, hat er die Tour de France gewonnen, heuer bereits die Andalusien-Rundfahrt und Paris–Nizza. Doch jetzt hängt über der Saison ein großes Fragezeichen. Beim Frühjahrsklassiker Lüttich–Bastogne–Lüttich kam Pogačar zu Sturz – Kahnbeinbruch in der linken Hand.
Ziel ist die Tour de France
„Wie es ausschaut, muss er sechs Wochen pausieren“, sagt Großschartner: „Aber vielleicht geht es etwas schneller.“ Wichtig sei, dass sein Kapitän bis zur Frankreich-Rundfahrt, dem absoluten Jahreshöhepunkt, wieder fit ist.
Start ist am 1. Juli in Bilbao in Spaniens Norden. Vom Baskenland geht es in Richtung Pyrenäen und von dort querbeet in die Alpen. Nach drei Wochen der Plagerei und 3.404 Kilometern kommt es zum triumphalen Finale auf den Champs-Élysées in Paris. Jedes Team darf acht Fahrer nominieren.
Höhentraining in der Sierra Nevada
„Grundsätzlich bin ich für die Tour geplant“, sagt der 29-jährige Großschartner. Mitte Mai geht es erst einmal zu einem Tour-Recon, dabei werden einige besonders anspruchsvolle Etappen abgefahren. Danach ist Höhentraining in der Sierra Nevada, anschließend steht in Frankreich noch die Dauphiné-Rundfahrt an. Dann wird entschieden.
Großschartner ist im Vorjahr von BORA-hansgrohe zum UAE Team Emirates gewechselt und sieht sich bestens aufgenommen: „Das Team ist voll happy, Tadej ist voll happy.“ Er habe eine reine Helferrolle, beschreibt er seinen Job. In der zweiten Saisonhälfte sollte er die Chance bekommen, in einigen Rennen selbst auf Ergebnis zu fahren.
Vorerst konzentriert er sich aber ganz auf seine Aufgabe, Pogačar so lange wie möglich aus dem Wind zu nehmen. „Bei Paris–Nizza war ich sein letzter Mann auf dem Berg. Wenn du dann Tempo machst, reißen viele ab und bleiben nur noch die Top-Favoriten übrig. Er attackiert und gewinnt – das ist eine coole Sache.“
Dass er mit dem und für den Superstar fahre, sei für ihn etwas ganz Besonderes, sagt Großschartner: „Das muss man, wenn man daheim ist und herunterkommt, sickern lassen.“ Zumal sein Chef keinerlei Allüren habe. „Er ist nicht nur auf dem Rad richtig gut, sondern auch als Mensch. Er steht mit beiden Beinen auf dem Boden.“
Haarriss in einer Rippe
Die Radlerei auf allerhöchstem Niveau ist ein Spektakel, aber auch gefährlich. Großschartner ist im Frühjahr ebenfalls bereits einmal gestürzt. Momentan kuriert er einen Haarriss in einer Rippe aus. Demnächst möchte er aber wieder zum Training ausfahren: kleinere Runden à 30 bis 40 Kilometer, größere mit 200 und mehr.
Oberösterreich sei eine sehr gute Radsportregion, sagt der Linzer. Es gebe viele Straße mit nur wenig Verkehr, flache Strecken und auch Berge. Die sind seine Spezialität. Nicht zuletzt deshalb ist er als Lokomotive für Pogačar engagiert worden.
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