Mit diesem Kunststück war Weghorst zuvor schon einmal erfolgreich gewesen. Im Oktober 2020 hatte er in Diensten des VfL Wolfsburg gegen Arminia Bielefeld auf nämliche Weise getroffen. In Katar packten die Oranjes den Trick erneut aus. Das Copyright gebührt Michael Angerschmid, damals in Wolfsburg als Co-Trainer für Standardsituationen zuständig.
Mittlerweile ist der „Michi“, wie sie den ehemaligen Spieler der SV Ried daheim im Innviertel nennen, mit Chefcoach Oliver Glasner (48) zu Eintracht Frankfurt weiterzogen; Ronald Brunmayr (47) komplettiert dort das erfolgreiche oberösterreichische Trio.
Nach mühsamem Start überwintern die Hessen in der Bundesliga auf Platz vier. Zudem mischen sie im großen internationalen Geschäft mit. Nach dem Gewinn der Europa League in der Vorsaison sind sie heuer in der Champions League engagiert, im Achtelfinale wartet der überragende italienische Tabellenführer Napoli.
Zurzeit urlaubt Angerschmid mit Ehefrau Karin auf den Malediven. Weihnachten wird daheim in Eitzing (Bez. Ried) gefeiert. Allzu viele WM-Spiele habe er nicht gesehen, gesteht er. Zum einen wurde bis vor Kurzem trainiert, sodass nachmittags ohnehin keine Zeit war; zum anderen war der Herbst mit Spielen alle paar Tage überaus dicht und intensiv. „Da ist es gut, am Abend nicht den Fernseher einzuschalten und Fußball zu schauen.“
Von Marokko begeistert
So viel steht für Angerschmid fest: Marokko sei die große Überraschung, andererseits auch wieder nicht. Schließlich seien die meisten Spieler bei Top-Vereinen tätig. Was die Nordafrikaner auszeichne: „Sie verteidigen im Verbund gemeinsam und schalten rasch um.“ Generell habe es starke Defensivleistungen gegeben.
„Mittlerweile verteidigt jede Mannschaft gut, und es ist nicht mehr so einfach, dass man sie ausspielt.“ Deswegen sei offenbar auch Ballbesitzfußball nicht mehr so effizient wie früher einmal.
Umso wichtiger seien Standards, im wesentlichen Freistöße und Eckbälle. Für die ist der 48-jährige Angerschmid auch an neuer Wirkungsstätte hauptverantwortlich. „Sie sind eine relativ einfache Möglichkeit, um ein Tor zu erzielen“, erklärt er. „Gerade in engen Spielen können sie der Dosenöffner sein.“
WM-Tipp: Argentinien
Als Ziel ist im Verein definiert, zwischen 30 und 35 Prozent der Tore auf diesem Weg zu erzielen. „Wenn es mehr sind, sind wir auch nicht beleidigt. So viele wie möglich.“ Allerdings brauche es dazu auch die Spieler. „Du kannst es ihnen nur vorgeben, entscheiden müssen sie auf dem Platz.“ Und was im Training oder im Video einfach ausschaue, könne dort mitunter nur schwer umsetzbar sein.
Der Jubel der Niederländer über den Ausgleich dank Michis Trick-Kick währte freilich nur kurz. Nach torloser Verlängerung verloren sie das Elfmeterschießen mit 3:4. Die Argentinier rund um Superstar Lionel Messi zogen weiter und stehen heute im Finale gegen Frankreich. Angerschmids Tipp: 1:1 – Argentinien gewinnt erneut im Elfmeterschießen.
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