Steh deine Frau: Ein Film über Fußball und Feminismus

Steh deine Frau: Ein Film über Fußball und Feminismus
Die Dokumentation stellt Union Kleinmünchen ins Rampenlicht. Im Kampf um Gleichberechtigung am Spielfeld.

Während die Besucherinnen und Besucher in dicken Jacken mit einem Becher Tee unter dem Dach der Zuschauertribüne vom Regen geschützt werden, stehen die Spielerinnen am nassen Rasen. Temperatur: Drei Grad. 

"Pick ihn rein!" - Beim Eckball von Union Kleinmünchen im ÖFB-Cup-Viertelfinale gegen FC Bergheim schreien die Fans euphorisch. Doch von den wüsten Beschimpfungen, die oft von den Tribünen bei den Spielen der Männer geschrien werden, ist bei den Frauen nichts zu hören. Hier sitzen die Fans beider Teams nebeneinander und sehen sich das Spiel gemeinsam an - ganz ohne Feindschaften, beinahe familiär.

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Union Kleinmünchen ist der erfolgreichste Fußballverein in Oberösterreich. Acht Meistertitel, sechs ÖFB-Cup-Siege und Gründungsmitglied der Frauen-Bundesliga. Und trotzdem gibt es für den Verein nur 100.000 Euro Jahresbudget. Die Spielerinnen bekommen gerade einmal 10 Euro Unkostenbeitrag pro Auswärtsspiel.

Thema änderte sich

Der Dokumentarfilm Stand Your Ground – Steh deine Frau widmet sich dieser Ungleichheit. Doch eigentlich war die Intention hinter der Dokumentation eine ganz andere, wie Regisseur Dominik Thaller erzählt. 

Der Film sollte die Spielerinnengemeinschaft von Union Kleinmünchen und Blau Weiß Linz beleuchten. „Ich wollte die Vereinsgeschichte erzählen, doch schon am ersten Drehtag kam ein anderes Hauptthema auf.“ Thaller war überrascht über die strukturelle Benachteiligung im Frauenfußball.

Im Vergleich zu anderen Ländern hinke Österreich im Frauenfußball hinterher. "Frankreich war lange Zeit hinter uns. Sie haben angefangen in Frauenfußball zu investieren und haben uns mittlerweile überholt", erklärt Christine Holzmüller, Obfrau von Union Kleinmünchen. Das beweist auch der eindrucksvolle Werbefilm der Französinnen, der im Sommer diesen Jahres für Aufregung sorgte.

Der Zugang zum Thema änderte sich, der Auftrag wurde ein anderer: Der Film soll eine Diskussion über Frauenfußball anregen. „Es geht um Feminismus und Gleichstellung. Wir wollen ein Bewusstsein schaffen. Und Fußball wurde zum Träger des Themas“, so Thaller. Ein großartiger Träger, wie er schmunzelnd anmerkt.

Veränderte Rahmenbedingungen

Dass die Gleichstellung der Frauen berechtigt ist, sieht man beim Cup-Spiel Union Kleinmünchen gegen FC Bergheim. Denn es wird mit harten Bandagen gekämpft. Von der fast schon familiären Stimmung auf der Tribüne, ist am Platz nichts zu sehen. Diskussionen, Fouls und gelbe Karten - die Spannung am Feld steht dem eines Männerspiels um nichts nach.

Nach einem harten Kampf konnte Union Kleinmünchen vor hunderten Fans das Spiel mit 2:1 für sich entscheiden. So viele Fans gab es nicht immer. Doch ändert man die Rahmenbedienungen, verändern sich auch die Zahlen: „Seitdem die Frauen im neuen Donauparkstadion spielen, gibt es fünf Mal so viele Zuseherinnen und Zuseher“, sagt Thaller.

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Seit Jänner ist auch Daniela Six mit an Bord. Sie und Thaller haben bereits in der Vergangenheit zusammengearbeitet. Er habe ihr irgendwann vom Film erzählt und um Unterstützung gefragt. „Ich habe Produktion und Distribution studiert. Darum schaute ich mir als erstes die Finanzierung an“, erklärt Six. Tonstudio, drei Kameraleute und Drohnenaufnahmen bei den Spielen würden viel Geld kosten.

Steh deine Frau: Ein Film über Fußball und Feminismus

Mit Fußball hat sie eigentlich wenig am Hut. „Doch als mir Dominik mehr vom Film erzählte, worum es eigentlich geht, wurde ich sofort Feuer und Flamme.“ Sie kenne den Kampf um Gleichberechtigung aus eigener Erfahrung. In der Filmbranche werde ihr oft zu wenig zugetraut.

So geht es auch den Fußballerinnen, doch das soll Stand Your Ground - Steh deine Frau ändern. Die Dokumentation dreht sich rund um den Verein Union Kleinmünchen. Er begleitet drei Frauen aus drei Generationen, die sich aufopfernd ihrer Leidenschaft widmen, dem Fußball.

Er zeigt, wie sie auf Hürden der Gleichberechtigung stoßen, dem Kampf nach einer Verletzung zurück aufs Spielfeld und dem Weg zur Professionalität. 

Er erzählt die Geschichte des Vereins von der Gründung 1980 über die Spielgemeinschaft mit dem FC Blau-Weiß Linz bis hin zum Einzug ins neue Hofmann Personal Stadion, in den neuen Donaupark.

Wer den Film sehen möchte, muss sich noch etwas gedulden. Anfang Dezember geht es ab ins Tonstudio, im Jänner 2024 soll er dann fertig sein. Der Film wird bei diversen Filmfestivals eingereicht, unter anderem auch beim Crossing Europe Festival. Jedenfalls wird es nächstes Jahr ein Screening gemeinsam mit dem Frauenbüro der Stadt Linz geben. 

Aktuelle Informationen gibt es auf Instagram und Facebook unter Stand Your Ground - Steh deine Frau.

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