Neues Flüchtlingsquartier in Linz: Übertriebene Angst vor Kriminalität

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Seit Ende des Vorjahres stehen die 146 Zimmer des ehemaligen Ibis-Hotels am Linzer Bahnhof leer. Nach Plänen des Innenministeriums soll das Haus aber bereits ab dem Sommer wieder bewohnt werden – und zwar vorübergehend von bis zu 300 Flüchtlingen.
Seit im November Gerüchte über die Nachnutzung bekannt wurden, ist das geplante Asyl-Quartier zu einem gesellschaftlichen, aber vor allem auch politischen Zankapfel geworden.
Einer der schärfsten Kritiker des Vorhabens ist etwa der Linzer Stadtchef Klaus Luger (SPÖ): „Von uns gibt es ein klares Nein zum Flüchtlingsquartier beim Bahnhof. Ich appelliere an die Bundesregierung, diesen Plan fallen zu lassen“, sagte der Bürgermeister erst vor wenigen Tagen in der letzten Gemeinderatssitzung.
Sicher oder nicht
Vor allem die direkte Nähe zum Hauptbahnhof sowie den "Kriminalitäts-Brennpunkt" bezeichneten Volksgarten lassen Luger um die Sicherheit bangen.
Eine Sorge, die man bei der Landespolizeidirektion Oberösterreich nicht teilt. Oberösterreichs Landespolizeidirektor Andreas Pilsl bezeichnete den Standort zuletzt in einem Interview mit dem ORF OÖ als „sinnvoll“ – worauf heftige Kritik von Luger folgte.
Die Bedenken der Politik könnte aber auch ein Blick auf die alljährliche Kriminalstatistik entkräften. Zwar ist die Zahl tatverdächtiger Asylwerber im Vorjahr verglichen mit 2021 gestiegen – von 1.117 auf 1.137 Personen. Mit einem Zuwachs von 1,5 Prozent verzeichnet man in OÖ bundesweit aber die geringste Steigerung.
Stark rückläufig seit 2017
Verglichen mit den Statistiken der letzten fünf Jahren ist die Anzahl tatverdächtiger Asylwerber sogar stark rückläufig: Beispielsweise wurden im Jahr 2017 etwa noch 2.964 Personen verzeichnet. Ein Trend, der sich auch bundesweit abzeichnet: 2017 wurden 22.096 Tatverdächtige gezählt, im vergangenen Jahr "nur" 9.826 (siehe Grafik).

Dass der Bahnhof und der Volksgarten wie von der Politik angedeutet bereits jetzt als Kriminalitäts-Hotspots gelten, kann seitens der Polizei ebenfalls nicht bestätigt werden.
An keinem der beiden Orte sei aktuell eine Schutzzone aufrecht. Die Kriminalitätslage werde laufend evaluiert, momentan seien aber keine strengeren speziellen Maßnahmen nötig, heißt es von der Exekutive.
Sicherheitskonzept
Doch nicht nur der Standort, sondern auch die Masse an untergebrachten Menschen bereitet der Politik Sorgen.
In Bezug auf diese Bedenken verweist die Polizei auf die Gesetzgebung. Denn sollten mehr als 50 Personen an einer Örtlichkeit untergebracht werden, müsse „gegebenenfalls gemeinsam mit dem Unterkunftgeber, den NGOs und dem Land OÖ sowie der örtlichen Dienststelle ein Sicherheitskonzept erarbeitet werden“, so die LPD.
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