Mittags im Cafe Meier in Linz: Zeitgemäß aus der Zeit gefallen

Gleich beim Eingang, auf dem Tisch neben einem alten Pianino, sitzt Josef Mayr, einer der Miteigentümer des Cafe Meier (ja, die Namen schreiben sich unterschiedlich), ein Mitarbeiter sitzt bei ihm.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen sich im Cafe Meier am Pfarrplatz in Linz nicht in einem Winkerl verstecken, wenn sie Pause machen.
Josef Mayr hat ein bisschen Stress. Abbau des Wintermarktes am Pfarrplatz, kranke Mitarbeiter. Er hilft selbst hinter der Schank, obwohl er eigentlich draußen mitarbeiten sollte.
Mittagsmenü gibt es im Meier nicht. Man ist ja kein Restaurant. Mittagessen kann man trotzdem.
Auf der Schiefertafel steht: Karfiol-Erdäpfelsuppe (4,50), Kürbiseintopf (7,40), Spaghetti mit Birnen-Nuss-Gorgonzola-Sugo (7,10), Flammkuchen (7,50).

Die Suppe
Es wird die Karfiol-Erdäpfelsuppe als Vorspeise. Perfekt gewürzt, ein wenig scharf, nicht zu dick eingekocht. Ein wenig wie das Kaffeehaus selbst. Unprätentiös. Nicht gewöhnlich, aber auch nicht ungewöhnlich. Unaufgeregt.
Das Nicht-Szene-Lokal
Die Besitzer des Kaffeehauses haben das zu ihrer Maxime erhoben. „Wir sind ein Nicht-Szene-Lokal, wir wollen den Anspruch erfüllen, dass man gut essen, gut lesen, oder stundenlang dasitzen kann“, beschreibt es Josef Mayr. Und guten Kaffee trinken. Der wird im Cafe Meier selbst geröstet.
Ruhe finden
Das Lokal gibt es seit 1998, früher war es eine Spielhölle im Linzer Rotlichtviertel. Brettspiele gibt es noch, Schach, Backgammon. Aber keine Musik. Wohltuend ruhig, die Gäste, bunt gemischt, unterhalten sich fröhlich.
Niemand schaut auf sein Handy. „Handys bitte ausschalten, keine Laptops im Cafe“, steht beim Eingang. Und die Gäste halten sich ziemlich dran.

Das Cafe Meier scheint irgendwie aus der Zeit gefallen, ohne aus der Zeit gefallen zu sein.

„Ich glaube, die Leute haben wieder Sehnsucht nach etwas langsam gewachsenen“, ist Mayr überzeugt. Und er hat wohl recht damit.
Überzeugend ist auch die Hauptspeise. Klassisch im Kaffeehaus:

Gulasch und ein kleines Bier.

Ein Freistädter, weil es das Zwickl vom Mayr, dem Bruder des Kaffeehausbesitzers, grade nicht gibt. Schade. Aber das Gulasch. Vier große Stücke Rindfleisch, die beim Reinstechen mit der Gabel zerfallen.
Gerade richtig viel Fett, aber keine Flachsen. Der Fleischsaft: intensiv und würzig, so fest, dass der Löffel unbenutzt bleibt.
Zur Nachspeise gibt es jedem Menge Kuchen.

Viktoria und Wacho nehmen die großen Stücke aus der Kuchenvitrine heraus und richten sie liebevoll an. Einfache Sachen, leicht zu backen. Köstlich. Eine Empfehlung, auch ohne Mittagsmenü.
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