Dann trennten sich die Wege des Sportredakteurs und der Frau. Er schaute gegen 3.30 Uhr noch kurz alleine in das Lokal „Klausur“ und wollte über den Tummelplatz nach Hause gehen.
Ab diesem Zeitpunkt beginnt für die Linzer Kripo das große Fragezeichen. Günther Schädel wurde gegen 3.45 Uhr von einem Taxifahrer bewusstlos und mit blutigem Kopf im Schnee auf dem Tummelplatz gefunden. Der Taxilenker alarmierte die Rettung.
Obwohl Herz und Atmung des Opfers bereits ausgesetzt hatten, gelang dem Notarztteam des Roten Kreuzes zunächst eine Wiederbelebung. „Es hat zunächst nur danach ausgesehen, als ob der Patient im Schnee mit seinen Halbschuhen ausgerutscht und auf den Kopf gestürzt wäre“, erinnerte sich Sanitäter Josef Wimplinger, der im Mai des Vorjahres verstorben ist.
„Wir konnten durch das Blut keine Schussverletzung feststellen und die Polizeistreife ist zunächst auch wieder weggefahren.“
Im Notfallraum des AKH Linz stellte sich 50 Minuten später die vermeintliche Sturzverletzung als Kopfschuss heraus. Das Projektil, Kaliber 7.65 Millimeter, war zwei Zentimeter vor dem rechten Ohr eingedrungen und im linken Stirnbereich stecken geblieben.
Alle ärztlichen Bemühungen waren vergeblich. Gegen 5.45 Uhr starb der Journalist, der seit rund 21 Jahren zunächst als Lokal-, dann als Sportredakteur tätig war, noch vor einer Notoperation.
Bereits mit dem Ablauf und den Umständen der Auffindung begannen die Probleme bei den polizeilichen Ermittlungen. Nachdem starker Schneefall herrschte und Einsatzfahrzeuge sowie Sanitäter am Fundort aktiv waren, konnten rund zwei Stunden nach der Tat wichtige Spuren nicht mehr gesichert werden.
„Wir haben die gesamte Umgebung des Tatortes mit einem Metallsuchgerät durchkämmt“, erinnerte sich ein Spurensicherer der Polizei. Am Nachmittag des Tattages fand sich schließlich die Hülse einer Patrone des Kalibers 7.65 Millimeter im Schnee.
Diese ermöglichte die Identifizierung der Tatwaffe: „Höchstwahrscheinlich ist die Pistole eine Frommer stop oder Frommer Baby“, stellten die Kriminalisten fest. Beide Modelle wurden ab 1911 in Ungarn hergestellt. Es begann eine mühevolle Kleinarbeit. Rund 50 registrierte Frommer-Pistolen wurden überprüft, doch alle schieden als Tatwaffe aus.
„Keine Chance. Der Fall ist mit den vorliegenden Fakten nicht zu klären. Wir haben alles jahrelang versucht“, sagen Mordermittler heute. „Wir haben leider nicht das Glück, dass es DNA-Spuren gibt. Und nicht einmal die Tatwaffe.“
Das Rätsel um den Täter und das Motiv bleiben. War es Rache? Oder Eifersucht? Wahrscheinlich ist eine Beziehungstat.
Für die Kriminalisten stehen bis heute drei Verdächtige – zwei Frauen und ein Mann – im Akt. Doch alle Ermittlungen und Befragungen blieben erfolglos.
Auch eine Belohnung von zunächst 50.000 Schilling (3.634 Euro) erbrachte keine Hinweise. Diese wurde von der Witwe nach 25 Jahren im Februar 2013 auf insgesamt 13.600 Euro erhöht.
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