Insider berichten aus Linzer Spitälern: "Lage ist prekär"

Eine Frau im OP.
Zwei Insider beschreiben aktuelle Zustände im KUK und im Ordensklinikum Linz

Sie erzählen davon, wie es hinter den Kulissen zugeht, woran es Patientinnen und Patienten fehlt. Zwei Mitarbeiter aus zwei Linzer Spitälern haben sich bereit erklärt, anonym über ihr Arbeitsumfeld zu berichten. Beide fürchten Repressalien, sollten ihre Arbeitgeber ihre Identität herausfinden.

Thomas L. (Name von der Redaktion geändert) ist Mitarbeiter im akut-psychiatrischen Bereich im Linzer Kepleruniklinikum. Das größte Manko sieht er derzeit in der ärztlichen Versorgung: „Viele Stellen sind unbesetzt. Das führt so weit, dass wir im Sommer eine Station drei Wochen lang sperren müssen, damit sich die letzte verbliebene Ärztin Urlaub nehmen kann. Hier ist die Situation prekär und an der Kippe.“

Nur Platz für "wirklich akut Erkrankte" auf den Stationen

Es bringe ja nichts, wenn das verbleibende Personal auch noch ins Burn-Out rutsche, weil kein Urlaub konsumiert werden könne, so Thomas L.

Wie die Aufnahme auf den Stationen funktioniere, könne man sich wie ein Aussieben vorstellen: „Es gibt derzeit nur Platz für wirklich akut Erkrankte. Viele von denen, die wir wegschicken müssen, sehen wir aber in ein paar Wochen oder Monaten wieder. Dann sind sie die Akutpatientinnen und -patienten. Überhaupt sind Vor- und Nachsorge extreme Baustellen in unserem Gesundheitssystem.“

Was sich das Spitalspersonal wünscht

Manche werden einfach frühzeitig entlassen, weil das Bett für andere gebraucht werde: „Es ist ein permanentes Feuerlöschen.“ Was er sich von der Spitalsleitung und den Verantwortlichen wünscht?

„Wertschätzende Fehlerkultur in beide Richtungen und eine respektvolle Gesprächskultur. Ich verstehe nicht, dass man in unserer Situation nicht alles daransetzt, die zu halten, die da sind. Ich möchte Freiheit haben, jene Dinge anzusprechen, die schieflaufen. Alle Managementebenen müssen runter vom hohen Ross.“

Ziemlich ähnlich artikuliert auch Johanna P. (Name von der Redaktion geändert) diesen Punkt: „Der Apparat wird nach oben hin immer größer und die Basis dünnt immer mehr aus.“

Diplomkrankenschwester: "Es hakt am System"

Frau P. ist seit vielen Jahren als Diplomkrankenschwester im Ordensklinikum Linz tätig. „Es ist wirklich ein sehr schöner Beruf, den ich noch immer gerne ausübe, aber es hakt am System. Es kommen sehr herausfordernde Zeiten auf uns zu. Bei uns müssen aufgrund von Personalmangel immer wieder Betten gesperrt werden.“

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Wenn es überall an Personal fehle, man immer nur einspringen müsse, damit das Rad weiterläuft, mache das den Beruf nicht attraktiver. „Wir haben einfach viel zu wenige Leute, das ist ein riesiges Problem, wir sind alle ausgepowert“, so Johanna P..

Die Dokumentation, die verlangt werde, werde immer mehr: „Diese Zeit fehlt uns natürlich mit den Patienten. Dabei wäre das so wichtig und für viele von uns ist das auch der entscheidende Teil unserer Arbeit.“

Klinikum in vielen Bereichen stark überlastet

Die Basisversorgung funktioniere derzeit noch, wobei das Spital in vielen Bereichen stark überlastet sei. „Aber es muss auch die Bevölkerung Verantwortung übernehmen: Die Leute sollen nicht wegen kleiner Wehwehchens in die Ambulanzen kommen, denn die sind schon übervoll und dadurch kommt es zu langen Wartezeiten. Manche lassen dann auch noch ihren Frust an uns ab, beschimpfen uns. Und wir sollen das alles abfangen.“

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