„Nach dem frühen Tod meiner Mutter haben mich meine drei Großtanten in Linz aufgezogen. Ich wusste schon als Kind, dass sie anders als alle anderen sind, origineller, freier“, erinnert sich Prameshuber. Wie speziell diese drei Frauenleben für die damalige Zeit wirklich waren, stellte sich erst heraus, als die Autorin mit Nachforschungen begann: „Gemeinsam mit dem Linzer Stadtarchiv und Familienforscherin habe ich eineinhalb Jahre nur recherchiert. Es ist schon ein sehr spezielles Gefühl, wenn man alte Dokumente findet und alles wie ein Puzzlespiel zusammenfügt.“
Die 61-Jährige lebt mittlerweile in der Schweiz und in Frankreich. Erst über die Lebensgeschichten ihrer Großtanten kam sie zum Schreiben, davor arbeitete sie viele Jahre bei der UNO und den Vereinten Nationen.
„Mali“, wie Amalia Berger von allen genannt wurde, sorgte für Aufruhr in der Männerwelt. Etliche Liebesbekundungen und Briefe sind im Buch abgedruckt. Was die drei Großtanten eint: Alle drei waren unverheiratet, kinderlos und immer berufstätig, „frühe Feministinnen“, lacht Prameshuber.Auch wenn sie sich selbst nie so benannt hätten, zieht sich das Streben nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung wie ein roter Faden durch diese drei Leben. „Meine Tante Mali wurde mehrmals wegen Dienstverweigerung bestraft. Sie arbeitete damals am Sozialamt, nahm mehrmals Frauen, die vor gewalttätigen Ehemännern fliehen mussten, bei sich daheim auf. Das war verboten, die Strafe wurde ihr vom Gehalt abgezogen".
Außerdem lehnte sie es kategorisch ab, „eine gute Gemahlin spielen zu sollen“ und sich unterzuordnen, wie es in den „Handbüchern für gute Ehefrauen“ in den 1950er Jahren – Untertitel „Opfere dich auf“ – geschrieben war: „Meinen Beruf aufzugeben, nur um verheiratet zu sein , dieses Zugeständnis hätte ich niemals in Erwägung gezogen. Jegliche Bedrohung ihrer Unabhängigkeit machte sie „ganz krawutisch“.
„Ich habe im Zuge der Arbeiten an den Büchern so viele Menschen kennengelernt.“ Und weil die Familiengeschichte noch nicht auserzählt ist, tüftelt Christa Prameshuber an einem neuen Werk über ihren Vater, einen berühmten Schachspieler.
Zum Buch
Info
„Die Liebesdeserteurin“ von Christa Prameshuber, Trauner Verlag, 120 Seiten, 17,90 €.
Inhalt
Gespickt mit Originaldokumenten und alten Fotografien erzählt Christa Prameshuber im letzten Band ihrer Trilogie vom turbulenten Leben ihrer Großtante Amalia Berger, die zahlreiche Verehrer hatte, aber dennoch unverheiratet und kinderlos blieb.
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