In der anschließenden Diskussion zur politischen Lage befragt, nahm der 74-Jährige deutlich Stellung. „Wenn ich mir einen Kanzler Kickl vorstellen, ist das ein Super-GAU. Wenn ich mir denke, dass die ÖVP mit der SPÖ nicht konnte, weil die auf der Bankenabgabe beharrt hat, aber sie hätten den Kanzler gekriegt, aber jetzt kriegen sie die Bankenabgabe, aber nur den Vizekanzler, dann denke ich, das ist politische Totalidiotie oder es sitzt der Sozi-Hass so tief.“
1933 wurde nicht aufgearbeitet
Auch in der SPÖ Fans einer FPÖ-Koalition SPÖ und ÖVP sollten sich zurückziehen, so Köhlmeiers Vorschlag, und das Jahr 1933 wirklich aufarbeiten. „Das haben nämlich beide nicht gemacht. Ich habe mich mehrmals mit Franz Vranitzky getroffen und der sagt, ich kenne viele in der SPÖ, die lieber mit der FPÖ koalieren würden als mit der ÖVP.“ Das Trauma 1933 (Machtübernahme der Nazis in Deutschland, Anm. d. Red.) sei nicht aufgearbeitet worden. „Da kamen dann die Nazis, die den großen Schatten geworfen haben. In der Lagerstraße (der Konzentrationslager) habe man sich getroffen und gesagt, nie wieder. Aber das sei nie aufgearbeitet worden.
Rotes G'sindel
„Da spricht Johanna Mikl-Leitner vom roten G’sindel, solche Sätze kann man von den Roten über die Schwarzen auch hören. Es ist nicht so, dass die dort nur die Guten sind. Die mögen einander nicht.“ Aber es sei schon sehr eigenartig, zu sagen, ich werde lieber nicht Kanzler als mit den Sozis etwas zu machen.
Blau-Schwarz wird nicht lange halten„Ich glaube immer noch, dass es Blau-Schwarz nicht geben wird. Und wenn, dann wird es nicht lange halten. Obwohl der Herr Kickl viel disziplinierter ist als der Herr Strache.“ Kickl sei ein intelligenter Mensch, wie immer man intelligent definiere. „Er ist zumindest jemand, der ein sehr positives Verhältnis zur Macht hat.“ Bis jetzt sei er mit seiner Klappe gefährlich gewesen.
Verrohung der Sprache
„In der Sprache habe eine Gewaltbereitschaft Einzug gehalten, die ich mir vor 20,30 Jahren nie hätte vorstellen können.“ Damals sei es undenkbar gewesen, dass jemand über den Bundespräsidenten sage, er sei eine senile Mumie. Im Wahlkampf werde von Zuspitzungen geredet. „Zuspitzung ist ein anderes Wort für Unverschämtheiten und Niederträchtigkeiten“, so Köhlmeier. Das große Böse komme nicht mit einem Schlag, es seien viele kleine Schritte, man schlucke das allmählich, es gebe eine Gewöhnung an den schlechten Ton. Das sei eine Vorstufe der Gewalt.
„Wenn jemand im Wahlkampf ankündigt, er hat Fahndungsliste angelegt, das ist ungeheuerlich. Niemand wackelt deswegen mit dem Kopf, wir haben uns daran gewöhnt.“ „Ich hoffe darauf, dass aus Blau-Schwarz nichts wird. Und ich hoffe auf die Tradition der Freiheitlichen, dass wieder ein Skandal kommt“, so Köhlmeier abschließend.
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