Suche nach mutmaßlichem Mörder: Wie Technologie aus Linz dabei hilft

Riesige Datenmengen müssen durchforstet werden
Er soll drei Menschen brutal ermordet haben und ist auf der Flucht. Auf der Suche nach einem mutmaßlichen Mörder in Weitefeld in Deutschland kam kürzlich die Expertise eines Teams der Linzer Kepleruni (JKU) zum Einsatz.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) stellte die selbst entwickelte Spezialkamera zur Verfügung, Experten aus Linz kümmerten sich um die Verarbeitung der riesigen Datenmengen.
Wie sich diese Zusammenarbeit ergeben hat, was genau diese Technik sehen und messen kann, und ob die Suche erfolgreich war, erklärt Oliver Bimber, Leiter des JKU Instituts für Computergrafik, im KURIER-Gespräch.
Der Verdächtige wurde von der deutschen Polizei in einem Gebiet im Westerwald vermutet, das beinahe 25 Quadratkilometer umfasst und sehr uneinsichtig ist.
"Eigentlich hatten wir einen anderen Flug mit dem Forschungsflugzeug geplant. Als ich aber von der Suchaktion gehört habe und auch davon, wie erschöpft die freiwilligen Helferinnen und Helfer bereits waren, dachte ich mir: Da können wir unterstützen."
Spezialkameras im Einsatz
Oliver Bimber stammt selbst aus der Gegend, beruflich hat es ihn nach Oberösterreich verschlagen. Er schlug also der Polizei den Einsatz eines speziellen Kamerasystems vor. Das wurde in ein Forschungsflugzeug der FH Aachen integriert und kartierte das gesamte Areal.

Forschungsflugzeug der FH Aachen
"Man muss sich das so vorstellen, dass die Kamera rund 50.000 Einzelbilder mit einer Auflösung von vier Zentimetern macht. Es können also Details in einer Größe von vier Zentimetern gesehen werden", so der Uni-Professor. Auf den Bildern selbst lassen sich dann Abweichungen, sogenannte Anomalien erkennen, das könnte zum Beispiel farbige Kleidung unter einem Baum sein.
Die Kamera stammt vom DLR, alles, was im Anschluss mit den enormen Datenmengen passiert, fällt in den Verantwortungsbereich des Linzer Teams.
Daten persönlich transportiert
"Es handelt sich um 30 Terabyte an Daten, die können nicht einfach übers Internet verschickt werden. Ich habe sie persönlich von Aachen nach Linz gebracht", erklärt Bimber.
Dort wurden die Bilder von Expertinnen und Experten der Linzer Uni, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt sowie von 160 ausgewählten Freiwillligen - Studierende, Mitarbeitende der Unis, Polizistinnen und Polizisten - gesichtet und eingeordnet.
Zwei Tage später konnte die Polizei vor Ort bereits auf das bearbeitete Bildmaterial zugreifen und die Suche dementsprechend intensivieren. Öffentlich gemacht wurden die Daten nie. Zu groß ist in so einem Fall die Gefahr, dass die Zivilbevölkerung vor Ort bei der Suche mitmischen und eventuell sogar Selbstjustiz üben möchte.
Der mutmaßliche Mörder ist trotz der Detailarbeit noch immer auf freiem Fuß. "Für unsere Technologie war das die erste konkrete Mission mit realem Einsatzgebiet", freut sich der Experte.
Der Fall sei ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig und sinnvoll der gelebte Wissensaustausch zwischen Forschung und Sicherheitsbehörden sein kann.
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